Berner Stiftung Diaconis wird 175 Jahre alt
Bis zu Tausend Schwestern waren einst für Diaconis im Einsatz, heute sind es gerade noch dreissig. Trotzdem schaut die Stiftung positiv in die Zukunft.
Das Wichtigste in Kürze
- Die Stiftung Diaconis ist in Bern bekannt für Pflege im Alter und Palliative Betreuung.
- Dieses Jahr feiert Diaconis ihr 175-jähriges Bestehen.
- Von einst Tausend Schwestern, sogenannten Diakonissen, leben heute noch dreissig.
Wir schreiben das Jahr 1844. Die Schweiz gilt als Armenhaus Europas. Die Arbeitslosenrate ist hoch, dementsprechend gross ist die Anzahl armer, kranker und hilfsbedürftiger Menschen.
Mitten in dieser Zeit zieht in Bern eine junge Frau von Tür zu Tür. Sophie von Wurstemberger macht Krankenbesuche. Was sie braucht, um die materielle Not anderer zu lindern, spart sie sich vom Mund ab.
Mit den Jahren schliessen sich immer mehr Gleichgesinnte der jungen Frau an – zusammen gründen sie einen «Krankenverein», dessen Mitglieder sich zu regelmässigen Besuchen in dem ihnen zugeteilten Quartier verpflichten. Seele und Leib der Menschen sollen gleich umsorgt werden.
Aus diesem Engagement wuchs die Stiftung Diaconis, welche dieses Jahr ihr 175-jähriges Bestehen feiert. Viel habe sich inzwischen verändert, sagt Stiftungsratspräsident Hans Zoss. Der Gründungsgedanke, Not in der Gesellschaft lindern zu wollen, sei aber geblieben.
Die letzten 32 Diakonissen
Zur Blütezeit von Diaconis waren rund 1000 Schwestern, sogenannte Diakonissen im Einsatz. Heute leben noch 32 von ihnen, erzählt Hans Zoss. Die jüngste sei 66 Jahre alt, somit seien alle Frauen bereits pensioniert. «Der Lebensentwurf der Diakonissen ist ein aussterbendes Modell», hält Zoss fest. Jemandem selbstlos zu dienen sei nicht mehr in.
Schwester Erika ist eine der letzten 32 Diakonissen. Es sei Gottes Willen gewesen, dass sie sich für diesen Weg entscheide, erzählt sie im Interview:
Ein Jahr voller Feste
«Warum nicht?» antwortet Stiftungsratspräsident Hans Zoss auf die Frage, weshalb gerade der 175 Geburtstag gross gefeiert werde. Er ergänzt dann aber: «Es ist ein guter Zeitpunkt um zu feiern. Es gibt noch rund 30 Diakonissen, die daran teilnehmen und von ihrer Zeit in der Gemeinschaft erzählen können.» Ausserdem schade es auch nicht, daran zu erinnern, dass man der Gesellschaft zwischendurch auch einen Dienst erweisen kann, ohne dafür gross entlohnt zu werden.
Zum Geburtstag ist aber nicht die Stiftung die Beschenkte, sondern jene, die Geschenke macht. Die Stadt Bern bekommt sechs Bänke gespendet. Dies soll nur der Anfang sein, erzählt Stadtpräsident Alec von Graffenried: