Eidgenössisches Schwingfest: Wird die Grösse zum Verhängnis?
Veranstaltungen wie das ESAF oder Openairs werden immer grösser. Dies birgt allerdings auch Gefahren.
Das Wichtigste in Kürze
- Veranstaltungen wie das ESAF 2019 werden immer grösser und aufwendiger.
- Im manchen Fällen bleiben Veranstalter auf Tickets sitzen.
- Für Experte Urs Wagenseil ist klar, wo die Risiken für grosse Veranstaltungen liegen.
.Mit dem Eidgenössischen Schwing- und Älplerfest (ESAF) steht am nächsten Wochenende ein weiterer Event der Superlative an. Mit knapp 350'000 erwarteten Besuchern wird es das grösste Schwingfest, das die Schweiz jemals gesehen hat. Grösserwerden scheint keine Grenzen zu kennen.
Grösserwerden birgt auch fürs ESAF Risiken
Dass Veranstaltungen nur dank der Grösse attraktiv bleiben, glaubt Experte Urs Wagenseil von der Hochschule Luzern allerdings nicht. «Es ist sicher ein Weg. Aber ich glaube nicht, dass dies der einzige Aspekt ist». Zumal das Grösserwerden für die Veranstalter wie des ESAFs 2019 auch Risiken bergen kann.
«Dies können juristische Haftungsrisiken wie Unfälle oder böser Wille, wie zum Beispiel die Rohrbombenattrappen an der Streetparde sein.» Des Weiteren blieben die finanziellen Risiken, schliesslich seien die Ausgaben garantiert, die Einnahmen nicht unbedingt.
Eine weitere Gefahr liege zudem in den Qualitätsrisiken. Das heisst, wenn die Veranstaltung nicht hält, was sie verspricht. «Wenn man Besucher und Sponsoren enttäuscht, dann gibts Kritik», so Wagenseil.
Wichtig sei dies im Hinblick darauf, dass die Veranstalter am ESAF Schweizer Tradition und gleichzeitig eine gewisse Modernität vermitteln müssen. Falls dies nicht gelingt, müsse man mit Kritik rechnen. «Denn je grösser der Anlass, desto eher steht der Veranstalter im Schaufenster der Öffentlichkeit», meint Wagenseil.
Neben dem finanziellen Aspekt erachtet Wagenseil fürs ESAF den ökologischen ebenso als ausschlaggebend. Unwetter könnten dabei eine Rolle spielen. «Gerade bei Outdoorveranstaltungen muss man sich fragen, welchen Einfluss der Event auf die Natur und auf Land und Boden hat».
Böses Erwachen der Veranstalter
In welche Abgründe eine Expandierung führen kann, zeigt die vor kurzem zu Ende gegangene Fête des Vignerons in Vevey VD.
Das Winzerfest war erstmals in der 222-jährigen Geschichte nicht ausverkauft, lediglich 355'000 von 420'000 Tickets wurden verkauft. Die Veranstalter werden voraussichtlich einen finanziellen Verlust hinnehmen müssen, denn 70 Prozent des 100 Millionen-Budgets bestehen aus den Ticketverkäufen.
Gleiches lässt sich auch bei Musikfestivals beobachten. Das Openair St Gallen verkaufte 12'000 Tickets weniger als noch im Vorjahr. Das Paléo-Festival in Nyon war erstmals seit 20 Jahren nicht an allen Tagen ausverkauft. Auch am Gurtenfestival gingen die Besucherzahlen leicht zurück.
Kosten und Überangebot
Der rückläufige Ticketverkauf hat für Urs Wagenseil seine Gründe. «Während der Sommerferien läuft sehr viel parallel, es gibt einen Kannibalismus.» Man wolle zwar an allem teilnehmen, könne aufgrund der Angebote schlicht nicht alles machen, so der Experte.
Zuletzt sei es natürlich auch eine Kostenfrage, die Besucher von Events fernhielten, so Wagenseil weiter. «Gerade bei Veranstaltungen, bei denen das Ticket einen dreistelligen Preis hat, gibt es eine Schmerzgrenze für die Käufer». Schliesslich würden viele Menschen die Veranstaltungen nicht alleine, sondern zu zweit oder in Begleitung der Familie besuchen. «Das kann sich nun mal nicht jeder leisten», so Wagenseil weiter.