ETH experimentiert mit 7-Tonnen-Schlitten am Risiko der Stauseen

Stauseen in den Bergen sind ein grosses Risiko. Wie gross, darüber forscht die ETH in einer Kiesgrube in Bülach ZH.

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Stausee: Die ETH forscht über die möglichen Risiken. - Nau

Das Wichtigste in Kürze

  • Wann schwappt ein Staudamm über? Die ETH forscht dazu in einer umgebauten Kiesgrube.
  • Die Forscher lassen dafür einen tonnenschweren Schlitten in ein Becken sausen.

Das schmelzende Gletscherwasser in den Bergen könnte man für Stauseen nutzen. Doch in hohen, steilen Lagen ist auch das Risiko eines Steinschlages oder einer Lawine viel höher. Durch das Geröll entsteht eine sogenannte Impulswelle, die im schlimmsten Fall sogar eine Flutwelle verursachten könnte.

Um dieses Risiko richtig einschätzen zu können, baute die ETH für eine Woche eine temporäre Forschungsanlage. In einer Kiesgrube in Bülach ZH lassen die Forscher der ETH und der eidgenössischen Forschungsanstalt für Wald, Schnee und Landschaft (WSL) einen 7 Tonnen schweren Schlitten in ein Becken rutschen und provozieren so eine künstliche Impulswelle.

«In einer realen Umgebung wären diese Wellen ungefähr 15 Meter hoch geworden. Das heisst, das Wasser wäre ungefähr 10 Meter über den Stauseerand geschwappt», erklärte Projektleiter Lukas Schmocker vor den Medien.

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Stausee: Lukas Schmocker, der Projektleiter im Interview mit Nau. - Nau

Verheerende Folgen einer Flutwelle

Die Wahrscheinlichkeit, dass solch ein Ereignis passiert, ist zwar eher gering. Forscher schätzen, dass ungefähr alle 100 Jahre eine sogenannte Impulswelle über ein Staudammbecken schwappen könnte. Was die Folgen davon wären, zeigt ein Fall aus Italien aus dem Jahr 1963. Drei Dörfer wurden zerstört. Es gab mehr als 200 Todesopfer.

Enormes Wasserkraftpotential

Durch die Gletscherschmelze bilden sich in den Bergen in den nächsten Jahren immer mehr Seen. Rund 7 seien theoretisch nutzbar, um Wasserkraft zu erzeugen, sagt Robert Boes, Experte für Wasserkraft an der ETH Zürich. Dahinter steckt ein Potential von 1,1 Terrawattstunden Energie, das sind etwa 3 Prozent der heutigen Wasserkraftproduktion. Damit könnte man einen kleineren Kanton versorgen.

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Stausee: Robert Boes, Professor für Wasserfragen an der ETH im Interview mit Nau. - Nau

Das Problem ist: Viele dieser möglichen Stauseen stehen in Schutzgebieten. Rechtlich wäre es zwar erlaubt, Stauseen in geschützten Gebieten zu bauen, sofern das Kraftwerk von nationalem Interesse ist, die grössere Hürde sei aber die Politische und die Gesellschaftliche, meint Robert Boes gegenüber Nau.ch

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