Für Ostern werden im Bündner Safiental Eier geritzt
Im Bündner Safiental sollen die Eier an Ostern nicht nur bunt – sondern auch schön verziert sein. Das Ostereier ritzen hat in den Bergen eine lange Tradition.
Das Wichtigste in Kürze
- Traditionell werden im Bündner Safiental Ostereier speziell verziert.
- Nach dem Färben werden feine, kunstvolle Motive in die Eierschale geritzt.
- Einige der Kunstwerke können im Safier Heimatmuseum bestaunt werden.
«Man muss es einfach ein bisschen lieb halten», sagt Vreni Roffler. Sie umschliesst das zerbrechliche Ei satt mit der Hand. Erst dann setzt die Safierin ihr spitzes Werkzeug an.
Geduldig und mit ruhiger Hand ritzt sie verschiedene Sujets wie Blumen, Zwerge oder Tiere in die Eierschale ein. «Wahrscheinlich liegen mir diese Motive einfach am besten», sagt Vreni Roffler betreffend ihrer Wahl und ritzt seelenruhig weiter.
Seit wann genau die Safierinnen zu Ostern die gefärbten Eier ritzen, kann nur vermutet werden. «Das hat es einfach schon immer gegeben», sagt die Betreuerin vom Safier Heimatmuseum Marie Blumer.
Sie erinnert sich gut an das kratzige Geräusch aus ihrer Kindheit, das in der heimischen Stube jeweils vor Ostern ertönte. «Meine Mutter ritzte tagsüber die Eierschale mit einem ganz feinen Messer. Abends war es in der Stube zu düster, wir hatten noch keinen Strom.»
Ostern fürs Auge
Einige der Kunstwerke aus den Bündner Bergen können im Safier Heimatmuseum bestaunt werden. Schnell wird klar: Im Ritzen von Ostereiern waren die Safierinnen sehr talentiert. Sie verzierten die Eier äusserst kunstvoll und schmückten die Motive bis ins kleinste Detail aus.
«Diese Eier sind aus dem 18. Jahrhundert», sagt Marie Blumer und zeigt in die Vitrine. «Über viele Jahre hinweg ist die Tradition hier im Tal gut erhalten geblieben. Nun hat sie aber einen Tiefpunkt erreicht.»
Das traditionellen Kunsthandwerk droht in Vergessenheit zu geraten. Vreni Roffler ist eine von wenigen Frauen im Safiental, die noch regelmässig Ostereier ritzt.
Nau-Reporterin Lara Marty durfte ihr im vergangenen Jahr beim Ausüben des Kunsthandwerks über die Schulter schauen.
Ostereier ritzen sei nicht nur eine Frage der Geschicklichkeit, sondern auch der Geduld: «Einfach so in zwei Minuten hat man das nicht fertig.» Das wichtigste aber für Vreni Roffler: «Es hat etwas beruhigendes an sich und macht Freude.»