Lehrer und Politiker zoffen sich um neuen Berufsauftrag
Die Stimmung bei den Zürcher Lehrpersonen ist schlecht. Bei einer Podiumsdiskussion mit Zürcher Kantonsratsvertretern lassen sie ihrem Frust freien Lauf.
Das Wichtigste in Kürze
- Zürcher Lehrpersonen sind unzufrieden mit dem neuen Berufsauftrag.
- An einem Podium konfrontieren sie damit die Kantonsräte und lassen ihrem Ärger Luft.
Dicke Luft im Zürcher Volkshaus: Zürcher Lehrerinnen und Lehrer sind unzufrieden mit dem neuen Berufsauftrag und lassen das die Kantonsratsvertreter vorne auf der Bühne spüren. Verschiedene Zürcher Lehrerverbände haben zum Podium geladen. Der Saal im Zürcher Volkshaus ist bis auf den letzten Platz besetzt. Mehr als 300 Lehrpersonen wollen von den Politikern hören, «warum sie ihnen momentan das Leben schwer machen.»
Ziel des neuen Berufsauftrages ist es unter anderem herauszufinden, wie viele Stunden Zürcher Lehrerinnen und Lehrer wirklich arbeiten. Der neue Berufsauftrag schreibt ihnen dafür eine genaue Anzahl Stunden vor, die sie beispielsweise für eine Jahreslektion verwenden dürfen. Zwei interne Umfragen zeigen nun: Die 58 Stunden für eine Jahreslektion reichen nicht. 60 Prozent der Lehrpersonen müssen Überstunden leisten.
Das wollen Zürcher Lehrpersonen ändern
Diese Punkte will die Lehrerschaft unter anderem ändern am Berufsauftrag: Der Zeitfaktor einer Jahreslektion müsse für alle Lehrpersonen um 4 Stunden angehoben werden, die gesamte Arbeitszeit müsse erfasst werden (bis jetzt sind es rund 20%) und für die Altersentlastung müsse zwingend eine Übergangslösung geschaffen werden. (den gesamten Forderungskatalog sehen Sie in der Bildstrecke)
Generell gehe es aber nicht einfach nur um Überstunden, sondern um das ganze System, sagte eine Lehrperson aus dem Publikum. «Es geht um die Zukunft unserer Kinder, und da will ich nicht «minütelen». Da ich nicht die ganze Arbeitszeit aufschreiben muss, sondern nur gewisse Stunden, erledige ich die zuerst und mache beispielsweise die Lektionenvorbereitung erst zu Hause am Abend, weil die ja nicht zählt.»
Auch die grüne Kantonsrätin Esther Guyer, die für den neuen Bildungsauftrag gestimmt hat, weiss, dass noch nicht alles perfekt ist. «Wir müssen an den einzelnen Stellen noch schrauben, aber der neue Berufsauftrag gilt auch erst seit rund einem Jahr und ich habe in den 20 Jahren Bildungspolitik noch nie erlebt, dass etwas von Anfang an geklappt hat».
Als nächstes führt das kantonale Volksschulamt eine Evaluation zum neuen Bildungsauftrag durch. Diese dauert voraussichtlich zwei Jahre. Bis sich wirklich etwas ändert, können also noch Jahre vergehen. Dani Kachel, Präsident SekZH befürchtet: «Irgendwann gewöhnen wir Lehrerpersonen uns an alles, es sind die Schüler, die in dieser Zeit unter einer schlechteren Bildungsqualität leiden.»