Ein Pullover, der automatisch Medikamente an den Körper verabreicht: Was nach Zukunftsmusik klingt, könnte dank einer Schweizer Entwicklung serienfähig werden.
Die Empa entwickelt medizinische Kleidung. - Nau

Das Wichtigste in Kürze

  • Die Empa entwickelt derzeit einen Stoff, der Medikamente abgeben kann.
  • Die smarten Polymerfasern sollen beispielsweise Hautwunden behandeln können.
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Morgens, mittags und abends: Wer schon einmal regelmässig Medikamente einnehmen musste, weiss genau, wie schnell dies vergessen geht. Die Eidgenössische Materialprüfungs- und Forschungsanstalt (kurz Empa) arbeitet deshalb an einem Textilprodukt, welches Abhilfe schaffen könnte.

Mit «smarten» Polymerfasern soll der Therapiebedarf automatisch erkennt werden und das Medikament selbst dosieren abgeben können. Die Verabreichung soll zudem punktuell erfolgen, was beispielsweise bei der Behandlung von Hautwunden genutzt werden könnte. «Wir forschen aber auch im nichtmedizinischen Bereich, wie zum Beispiel einem Pullover mit Parfüm drin, oder ein T-Shirt welches Salben abgeben kann.», sagt Empa-Forscher Giuseppino Fortunato gegenüber Nau.

Trickreicher Kontrollmechanismus für Dosierung

Eine Herausforderung dabei ist die richtige Dosierung. Diese soll durch Reize des Körpers ausgelöst werden. Beispielsweise wenn sich der PH-Wert der Haut verändert. Dann «merkt» das Textil, dass der Wirkstoff abgegeben werden muss, beispielsweise um eine Hautwunde zu versorgen. Auch Reize von aussen zur Auslösung der Behandlung sind denkbar, erklärt Guiseppino Fortunato gegenüber Nau: «Beispielsweise ein Verband, der auf Druck reagiert, oder ein Pflaster, das durch Licht die nötigen Stoffe freisetzt, daran forschen wir gerade.»

Prototypen schon da – marktfähig in einigen Jahren

Auf dem Tisch im Labor von Forscher Giuseppino Fortunato türmen sich derzeit beschichtetet Backpapiere und Membran-behaftete Stoffe. «Wir arbeiten bereits mit Prototypen. Ich rechne damit, dass die ersten fertigen Stoffe in zwei bis zehn Jahren auf den Markt kommen».

20 Unternehmen beteiligt

Voraussichtlich bis 2020 forschen die Empa-Wissenschaftler an der Weiterentwicklung der smarten Medizinfaser. Am Projekt sind 20 Unternehmen beteiligt, unter anderem der Agrarkonzern Syngenta mit Sitz in Basel.

Der blaue Stoff besteht aus normalem Polyester. Die weisse Membrane auf der Rückseite wurde von den Forschern hergestellt. Diese kann Medikamente aufnehmen.
Der blaue Stoff besteht aus normalem Polyester. Die weisse Membrane auf der Rückseite wurde von den Forschern hergestellt. Diese kann Medikamente aufnehmen.
So sieht die künstliche Membrane vor der Verarbeitung aus. Das Medikament wird direkt in die honigartige Masse eingearbeitet...
So sieht die künstliche Membrane vor der Verarbeitung aus. Das Medikament wird direkt in die honigartige Masse eingearbeitet...
... und danach von dieser Maschine zu einem Stoff «gespinnt».
... und danach von dieser Maschine zu einem Stoff «gespinnt».
Je nach Wirkstoff sehen die Polymere anders aus. In der linken, dunklen Flasche ist  ein Stoff gegen Pollen drin. Damit könnten die Forscher beispielsweise ein T-Shirt für alle Allergiker beschichten.
Je nach Wirkstoff sehen die Polymere anders aus. In der linken, dunklen Flasche ist ein Stoff gegen Pollen drin. Damit könnten die Forscher beispielsweise ein T-Shirt für alle Allergiker beschichten.
Zwar arbeitet der Forscher Giuseppino Fortunato und sein Team schon mit Prototypen. Marktfähig werden die Produkte (bsp. Shirt mit Salben, Stirnbänder mit Antibiotikum, Pflaster mit Schmerzmitteln usw.) aber erst in zwei bis zehn Jahren.
Zwar arbeitet der Forscher Giuseppino Fortunato und sein Team schon mit Prototypen. Marktfähig werden die Produkte (bsp. Shirt mit Salben, Stirnbänder mit Antibiotikum, Pflaster mit Schmerzmitteln usw.) aber erst in zwei bis zehn Jahren.
In diesen Kapseln lagern die Substanzen. Verändert sich die Körpertemperatur, drückt Jemand auf den Stoff, oder verändert sich das Licht, ist das ein Signal für die Kapseln beispielsweise die Medikamente freizugeben.
In diesen Kapseln lagern die Substanzen. Verändert sich die Körpertemperatur, drückt Jemand auf den Stoff, oder verändert sich das Licht, ist das ein Signal für die Kapseln beispielsweise die Medikamente freizugeben.
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