Rehkitzrettung rettet Bambis vor dem sicheren Tod
Rund 3000 Rehkitze werden jährlich vermäht und sterben einen elenden Tod. Dank dem Engagement von Rehkitzrettung Schweiz sind es immer weniger.
Das Wichtigste in Kürze
- Tausende Rehkitze sterben jährlich auf den Feldern, weil sie Opfer von Mähern werden.
- Der Verein Rehkitzrettung Schweiz setzt sich seit 2017 für das Überleben der «Bambis» ein.
- Immer mehr Freiwillige fliegen Felder mit Drohnen ab und retten die Rehkitze vor dem Tod.
Langnau im Emmental BE, letzten Donnerstag, 5 Uhr in der Früh: Thomas Röthlisberger nimmt den Bildschirm mit dem Wärmebild und eine Drohne aus dem Auto. Die fliegende Kamera hebt ab und fliegt über ein Feld mit hohem Gras.
Nach wenigen Sekunden erscheint ein weisser Fleck auf dem Wärmebild. Röthlisberger ist klar: Das ist ein Rehkitz.
Der gelernte Zimmermann ist Präsident des Vereins Rehkitzrettung Schweiz. Seit 2017 setzt er sich dafür ein, dass weniger junge Rehe bei der Grasernte sterben. Jährlich sind es rund 3000.
Die Tendenz ist sinkend. Auch ein Verdienst des Vereins, der mit modernen Mitteln die Felder nach Rehkitzen absucht. In Langnau konnten so heuer bereits 28 «Bambis» vor dem sicheren Mähtod gerettet werden. «Bis Ende Erntesaison werden es rund 40 sein, soviel wie nie zuvor», sagt Bruno Aebi, Hegechef der Region Langnau.
Hohe Erfolgsquote dann moderner Technik
Aebi bildet an diesem Morgen ein Team mit Thomas Siegenthaler. Siegenthaler steuert die Drohne. Aebi deckt die Kitze mit Holzharassen ab und befestigt diese, damit sich die Jungtiere nicht wieder befreien. Dann wird der Bauer informiert und kann mähen.
Vier Felder auf dem Gemeindegebiet von Langnau suchen die beiden an diesem Tag ab. Drei sind frei von Kitzen, auf dem ersten befinden sich gleich deren zwei. Das eine lässt sich problemlos abdecken, das andere flieht in den Wald. Bruno Aebi bietet sogleich vier Freiwillige auf, die das Feld anschliessend noch einmal absuchen.
Die Erfolgsquote der modernen Rehkitzrettung ist hoch. Erst vier Jungtiere sind heuer in Langnau Opfer des Mähers geworden. Letztes Jahr waren es 70. Noch ist die Saison nicht vorbei, bereits lässt sich aber zweifelsfrei bestimmen, dass es 2019 viel weniger sein werden.
Der Job neben dem Job
Anreiz genug für Thomas Siegenthaler und Rehkitzrettung Schweiz, weiteres Herzblut und Engagement in die Tätigkeit zu stecken. Stets werden neue Drohnenpiloten ausgebildet. Da die moderne Technik ihren Preis hat, ist der Verein auf Spenden angewiesen.
Um 7.30 Uhr ist der Job erledigt. Nach einem wohlverdienten Kaffee geht es für die beiden ab zur eigentlichen Arbeit.
Es sind lange Tage im Mai und Juni. «Wer einmal ein vermähtes Rehkitz schreien gehört hat, weiss, dass es sich lohnt. So etwas geht durch Mark und Bein.»