Schweizer Kunstschnee besteht zu 30 Prozent aus Trinkwasser
Eine Untersuchung der Eidgenössischen Schnee und Lawinenforschung zeigt: Kunstschnee besteht oft aus Trinkwasser und birgt Konfliktpotenzial.
Das Wichtigste in Kürze
- Schneekanonen machen in Skigebieten einen grossen Teil des Wasserverbrauchs aus.
- Eine Forschungsarbeit untersucht die Wasserherkunft: Auch Trinkwasser wird zu Kunstschnee.
- Über 20 Prozent der Skigebiete geben einen Konflikt wegen der Wasserknappheit an.
Im Dürrejahr 2018 sind die Grundwasserspiegel tief. Trotzt dem Wassermangel produzieren die Skigebiete viel Kunstschnee. Das technische Beschneien braucht sehr viel Wasser, jetzt wird klar: fast ein Drittel davon ist Trinkwasser.
Die Beschneiung braucht nicht nur viel Wasser, zusätzlich findet sie während den Monaten statt, in welchen die natürlichen Gewässer sowieso schon wenig Wasser führen. Inzwischen besitzen viele Skigebiete eigene Speicherseen, die im wasserreichen Frühling aufgefüllt werden.
Schneekanonen laufen in wasserknappen Monaten
Von den Skigebieten, die künstlich beschneien, besitzen aber ein Drittel keinen eigenen Speichersee. «Dann wird die Beschneiung in den Phasen der Trockenheit schwieriger», so die Masterstudentin Pascale Josi, die zum Thema Wassermanagement und Klimawandel in Skigebieten forscht. «Auch wenn die Alpen als Wasserschloss von Europa gelten, durch den Klimawandel können vermehrt Knappheiten entstehen», Josi.
In Scuol beispielsweise braucht das künstliche Beschneien 36 Prozent des kommunalen Gesamtwasserverbrauchs. In Davos sind es 22 Prozent, so Daten der Eidgenössischen Forschungsanstalt für Wald Schnee und Landschaft WSL aus dem Jahr 2007.
Kunstschnee wird zu 30 Prozent aus Trinkwasser gemacht
Die neue Masterarbeit untersucht nun die Herkunft des Wassers, welches für die Produktion von Kunstschnee verwendet wird, die Angaben stammen von einer Befragung der Skigebiete.
Dabei geben 34 Prozent an, das Beschneiungswasser aus Bächen/Flüssen, 30 Prozent aus der Trinkwasserversorgung, 21 Prozent aus Quellen und 15 Prozent aus Seen zu beziehen. Das zeigt die Forschungsarbeit der Universität Bern und des WSL-Instituts für Schnee- und Lawinenforschung SLF Davos.
Konflikte wegen wasserintensivem Kunstschnee
Zwar sind die Bezüge aus Oberflächengewässer im Gewässerschutzgesetz geregelt. Für Trinkwasser gelten jedoch andere Regeln: Die Wasserversorgungen können das überschüssige Wasser den Skigebieten für die Kunstschnee Produktion verkaufen.
Die Masterstudentin Josi hat die Skigebiete zum Wasserverbrauch befragt: «23 Prozent der Skigebiete gaben an, wegen der Wasserknappheit Konflikte zu erkennen».
Grüne finden Kunstschnee «absurd»
Das in einem solch trockenen Jahr wie diesem Kunstschnee produziert wird, stört den Fraktionspräsidenten der Grünen: «Wir haben eine Jahrhundertdürre» sagt Balthasar Glättli. Die kostbaren Wasservorräte würden nun benutzt um Schnee zu Unzeiten zu produzieren.
Die Skisaison bereits eröffnet hat Beispielsweise Andermatt UR. «Unsere Pisten sind aus 95 Prozent Naturschnee», sagt Beschneiungs-Chef Dani Meyer. Das Wasser für den Kunstschnee bezieht das Skigebiet aus dem Bach. «Es gibt eine limitierte Menge, die wir nehmen dürfen», so Meyer. Wegen dem frühen Schneesegen würde aber massiv weniger Wasser als in anderen Jahren benötigt.