Studie von Travailsuisse: Managerlöhne steigen weiter
Travailsuisse hat sich die Löhne in der Teppichetage genauer angeschaut und kommt zum Schluss: Die Lohnschere hat sich weiter geöffnet.
Das Wichtigste in Kürze
- Travailsuisse untersuchte zum 15. Mal die Entwicklung der Managerlöhne in der Schweiz.
- Das Fazit der neusten Erhebung: Mehrheitlich hat sich die Lohnschere weiter geöffnet.
- Im Jahr 2011 lag die durchschnittliche Lohnschere noch bei 1:45, im Jahr 2018 bei 1:51.
«Unten wird geknausert – oben gekleckert», so das Fazit der Lohnstudie von Travailsuisse. Der Dachverband der Arbeitnehmenden hat sich die Lohnentwicklung auf der Teppichetage genauer angeschaut. Die Erhebung zeigt: In der Mehrheit der untersuchten Unternehmen öffnet sich die Lohnschere munter weiter.
Das Auseinderklaffen der obersten und untersten Löhne ist aus Sicht von Travailsuisse ein Ärgernis: «Bei Konzernmitgliedern liegt die Lohnschere inzwischen bei 1:98. Heisst: Topmanager bekommen 100 Mal mehr Entschädigung als der Angestellte mit dem tiefsten Lohn im Unternehmen», sagt Adrian Wüthrich, Präsident von Travailsuisse.
Absoluter Spitzenreiter ist Severin Schwan, seit 2008 Chef der Roche-Gruppe. «Dass Severin Schwan 257 Mal mehr Lohn bekommt, als die Person mit dem tiefsten Einkommen bei Roche ist beachtlich – und auch bedenklich», kommentiert Wüthrich.
Beispielhaft für die Öffnung der Lohnschere in den letzten Jahren stehen Helvetia mit Chef Philip Gmür (von 1:25 auf 1:37), Lonza mit Chef Richard Ridinger (von 1:40 auf 1:88) oder die Konzernleitung von Valora (von 1:12 auf 1:28) oder SwissLife (von 1:35 auf 1:42).
Lohnschere öffnet sich quer durch alle Branchen
Wie die Studie zeigt, lag die durchschnittliche Lohnschere in den Unternehmen im 2011 noch bei 1:45. Bis im Jahr 2018 hat sie sich auf rund 1:51 geöffnet. Eine Entwicklung, die laut Travailsuisse keinesfalls nur von den grössten Unternehmen der Finanz- und Pharmabranche geprägt ist. Der Trend lässt sich quer durch alle Branchen feststellen.
Für die Stimmung in der Schweizer Bevölkerung seien die unterschiedlichen Löhne nicht gerade förderlich: «Es wird als Ungerechtigkeit empfunden, die nicht logisch ist», sagt Adrian Wüthrich. «Warum sollen Topmanager so viel mehr verdienen als die normalen Angestellten, wenn es dem Unternehmen doch gut geht?»
Travailsuisse: «Abzockerinitiative zeigt keine Wirkung»
Aus Sicht von Travailsuisse hat die Abzocker-Initiative die erhoffte Wirkung nicht gezeigt. «Die Hoffnung war, dass die Aktionäre das Wort ergreifen. Wir stellen aber fest, dass diese die Vergütungen mit grosser Deutlichkeit genehmigen. Topmanagerlöhne werden grosszügig durchgewunken», so Wüthrich.
Travailsuisse fordert griffige Massnahmen, mit denen wirksam gegen übertriebene Managerlöhne vorgegangen werden kann.
Als weiteren wichtigen Schritt erachtet Travailsuisse die Zustimmung des Ständerates zu den befristeten Geschlechterrichtwerten in den Konzernleitungen und Verwaltungsräten.
Mehr Frauen in Machtpositionen: Der Ständerat hat am Mittwoch Geschlechterrichtwerte für Verwaltungsräte und Geschäftsleitungen gutgeheissen - und Caroni hat mit @FWasserfallen @nmasshardt & Co. ein paar Aufpasserinnen gekriegt :-) https://t.co/q4bQxEOP8t pic.twitter.com/1k2FCGEqzQ
— Nils Güggi (@Nils_Gueggi) June 20, 2019
Das ein Geschlechterrichtwert dringend notwendig ist, zeige auch die Managerlohnstudie, denn: «In knapp der Hälfte der untersuchten Unternehmen sind reine Männergremien an der Spitze. Von den 208 Konzernleitungsposten waren Ende 2018 lediglich 19 von Frauen besetzt», sagt Adrian Wüthrich.
Dies ergebe einen beschämenden Frauenanteil von 8,8 Prozent. Wüthrich: «Die Geschlechterrichtwerte sind ein wichtiger Schritt zur Erreichung von echter Gleichstellung der Geschlechter.»