Die Bauarbeiter sind unzufrieden. Ihr Gesamtarbeitsvertrag – und damit auch die zugesicherten Zusprüche – läuft aus. Verhandlungen mit dem Verband scheiterten.
Gesamtarbeitsvertrag: Die Verhandlungen zwischen Bauarbeitern und den Verbänden scheiterten. - Nau

Das Wichtigste in Kürze

  • Der Landesmantelvertrag der Bauarbeiter läuft Ende Jahr aus.
  • Die Gewerkschaften und der Schweizer Baumeisterverband werden sich nicht einig.
  • Die Bauarbeiter planen in der ganzen Schweiz Proteste.
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Bereits im Juni gingen 18'000 Bauarbeiter in Zürich auf die Strasse, um für faire Arbeitsbedingungen zu kämpfen: Für mehr Lohn, für besseren Schutz der älteren Arbeiter und für das Rentenalter, das in dieser Branche bei 60 Jahren liegt. Weil der Landesmantelvertrag – also der Gesamtarbeitsvertrag für das Bauhauptgewerbe – Ende Jahr ausläuft, sind die Bauarbeiter verunsichert.

Ein neuer Vertrag ist noch nicht in Sicht. Der Schweizerische Baumeisterverband (SBV) habe während neun Monaten die Verhandlungen verweigert, sagt die Gewerkschaft Unia. Erst nach der grossen Demo im Sommer sei der Verband zu Gesprächen bereit gewesen. Doch die Bauarbeiter und die Gewerkschaften sind mit dem Ergebnis nicht zufrieden.

Streit um flexible Arbeitsstunden

Mit 60 Jahren in Rente und 150 Franken mehr Lohn pro Monat, da sind sich die Unia und der SBV einig. Bei den Bedingungen dafür hingegen nicht. 300 statt bisher 100 Stunden flexible Arbeitszeit sollen neu erlaubt sein. Das führe zu immer längeren Arbeitszeiten im Sommer und kürzeren im Winter, sagt Nico Lutz, Leiter Sektor Bau bei der Unia.

Unter dem aktuellen Vertrag beträgt die Wochenarbeitszeit im Sommer 45 Stunden, im Winter 37,5. Würde diese Aufteilung weiter flexibilisiert, befürchtet die Unia neuneinhalb Stunden Tage in den schneefreien Monaten, zuzüglich Arbeitsweg. Für den Bauarbeiter Eric Ducrey ist der Lösungsvorschlag des SBV deshalb nicht haltbar: «Wir hätten keine Zeit mehr für uns oder unsere Familien. Unsere Gesundheit würde das niemals verkraften.»

Schweizweite Proteste

Zudem sind die Gewerkschaften besorgt um Lohndumping. «Der Verband schlägt vor, von ausländischen Firmen teils keine Mindestlöhne mehr zu verlangen», sagt Nico Lutz. «Das wäre eine Katastrophe für die Bauwirtschaft in der Schweiz.»

Deshalb haben die Bauarbeiter ab Mitte Oktober schweizweite Protestaktionen angekündigt. Ein vertragsfreier Zustand sei für keine der beiden Seiten von Interesse. Aber: «Die Gesundheit der Bauarbeiter steht nicht zum Verkauf», sagt Lutz.

Nau im Interview mit Eric Ducrey, einem Bauarbeiter. - Nau
Nau im Interview mit Nico Lutz, der Leiter des Sektor Bau UNIA. - Nau
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