Vor Cupfinal: Thuner Held von 1955 erinnert sich
Das Wichtigste in Kürze
- Der FC Thun bestreitet am Sonntag seinen zweiten Cupfinal gegen den FC Basel.
- Die erste Ausgabe verloren die Thuner 1955 gegen den FC La-Chaux-de-Fonds (1:3).
- Von der damaligen Startformation der Thuner lebt nur noch Max Frischkopf.
Wir schreiben den 11. April 1955.
Es ist ein regnerischer Frühlingstag in Bern. 25'000 Zuschauer pilgern ins Wankdorf, um dem Cupfinal zwischen Seriensieger Chaux-de-Fonds und Aussenseiter Thun zu verfolgen. In den Reihen der Thuner spielt der linke Flügel Max Frischkopf.
64 Jahre später nimmt sich der gebürtige Luzerner Zeit, um mit Nau auf dieses «grösste Spiel meiner Karriere» zurückzuschauen. Der mittlerweile 88-jährige Frischkopf ist der einzige verbleibende Zeitzeuge der bisher einzigen Thuner Cupfinalmannschaft.
Sein damaliger Teamkollege Otto Dietrich lebt zwar auch noch, er befand sich zu Beginn des Spiels auf der Ersatzbank.
Man merkt es Frischkopf an: Die Gedanken an den Cupfinal 1955 sind noch lebendig, der gelernte Bauzeichner erinnert sich gerne.
«Wir sind mit dem Car von Thun nach Bern gefahren. Unterwegs machten wir einen Zwischenhalt in Biglen und assen Zmittag. Wir wurden eingeladen, das war damals nicht selbstverständlich.» Frischkopfs Exkurs in längst vergangene Zeiten ist wie ein Rundgang in einem Fussballmuseum.
Cupfinal 1955: Riesige Thuner Euphorie
«Die Euphorie in Thun war damals riesig. Wir waren gegen Chaux-de-Fonds haushoher Aussenseiter. Drei Viertel der Nati spielte bei den Neuenburgern.» Kind und Kegel sei von Thun nach Bern gelaufen und habe die Mannschaft dort frenetisch empfangen.
Linksfuss Frischkopf und seine Thuner verschliefen den Start in den Cupfinal völlig, nach 19 Minuten stands 0:3, am Schluss 1:3. Frischkopf traf in der zweiten Halbzeit den Pfosten. «Den gleichen, der Helmut Rahn ein Jahr zuvor im WM-Final gegen Ungarn traf. Sein Ball ging via Pfosten rein, meiner hüpfte leider raus.»
Nach der Niederlage gab es eine Medaille, als Prämie für jeden Spieler 10 Goldvreneli. «Für die elf, die anfingen Zwanziger, für die Auswechselspieler Zehner.»
Ein paar Jahre später hätten sich die Ersatzbänkler lustig über ihn gemacht, weil die Zehner wertvoller waren. Frischkopf hat seine Goldvreneli vor ein paar Jahren in Geld umgewandelt. Das habe ihn gereut «wi ne Sou».
Feiern nicht mehr im Nachtclub
Den Cupfinal am Sonntag wird Frischkopf mit Otto Dietrich, dem anderen noch lebenden Finalisten von 1955, im Stadion verfolgen. Der 88-jährige freut sich über die Einladung. Er traue dem FC Thun eine «Sensation» zu.
Wie er einen allfälligen ersten Cupsieg der Thuner feiern würde? «Öttu und ich werden ein Bierli trinken und eine Pizza essen. In den Nachtclub gehen wir sicher nicht mehr.»