1 zu 1 zum Dollar: Deshalb stürzt der Euro-Kurs komplett ab
Nach Monaten im Abwärtstrend stürzte der Euro heute nochmals massiv ab und ist nur noch einen Dollar wert. Was sind die Ursachen? Und was sind die Folgen?
Das Wichtigste in Kürze
- Erstmals seit fast zwei Jahrzehnten ist der Euro wieder genau einen Dollar wert.
- Die Gründe dafür sind die Angst vor einer Rezession und die Geldpolitik der EZB.
- Während die Euro-Schwäche den Verbrauchern schadet, hilft sie der Exportindustrie.
Mit dem Euro geht es bergab. Erst tendierte die Gemeinschaftswährung gegenüber dem Franken klar unter der Parität. Nun ist sie auch noch gleich auf mit dem Dollar – und das erstmals seit zwanzig Jahren.
Die Gründe dafür sind vielseitig. Zum einen steigt zunehmend die Furcht vor einem wirtschaftlichen Absturz. Schliesslich drosselt Russland schon seit Wochen die Gaslieferungen. Sollten sie ganz ausbleiben, könnte dies eine tiefe Rezession auslösen.
Hinzu kommt die äussert zurückhaltenden Geldpolitik der Europäischen Zentralbank. Denn statt die Leitzinsen – wie viele anderen Nationalbanken auch – zu erhöhen, lässt sie die Inflation weiter treiben. So sehr, dass der Euro immer schwächer wird, die Einfuhren dafür immer teurer werden.
Export könnte wirtschaftliche Abschwächung abbremsen
Die Leidtragenden dieser Entwicklung sind vor allem die Verbraucher. Sie müssen noch tiefer in die Tasche greifen, um ihre Lebenshaltungskosten zu stemmen. Vor allem die bereits hohen Energie- und Rohstoffpreise drohen weiter zu steigen. Denn gezahlt wird international üblich in US-Dollar.
Eine positive Seite wiederum hat der schwache Euro für die Exportnation Deutschland. Denn deutsche Waren werden mit fallendem Wechselkurs für andere Länder günstiger. Ein wechselkursbedingter Nachfrageschub könnte also dazu führen, dass die befürchtete wirtschaftliche Abschwächung zumindest gebremst wird.
Allerdings ist zu berücksichtigen, dass die wirtschaftliche Lage in vielen Ländern ähnlich ungünstig ist. Die Auslandsnachfrage dürfte konjunkturell bedingt also eher fallen als steigen; was den positiven Nachfrageeffekt durch den schwachen Euro zumindest ausbremst.