Appenzeller Käse muss seine Produktion massiv drosseln
Die Inflation macht den Schweizer Käse zum Luxusprodukt. Die Exporte sind deshalb so stark gesunken, dass Appenzeller jetzt sogar die Produktion drosselt.
Das Wichtigste in Kürze
- Im Ausland sank die Nachfrage nach Appenzeller Käse im vergangenen Jahr massiv.
- So stark, dass der Schweizer Traditionskäse nun sogar seine Produktion drosseln muss.
Käse ist eines der meistgehandelten Milchprodukte der Welt – insbesondere Schweizer Käse. Denn nicht nur hierzulande, auch im Ausland erfreuen sich Schweizer Käsespezialitäten grosser Beliebtheit.
So wurden allein im Jahr 2021 mehr als 5300 Tonnen exportiert. Das sind 6,9 Prozent mehr als ein Jahr zuvor.
In Zeiten hoher Inflation entpuppt sich der Schweizer Käse jedoch zunehmend als Luxusprodukt. Entsprechend stark nahmen auch die Exporte in den letzten Monaten ab, gesamthaft um 6,7 Prozent.
Besonders hart trifft es den «würzigsten Käse der Schweiz», den Appenzeller Käse. «Nach zwei Spitzenjahren 2020 und 2021 folgte ein Absatzeinbruch, der uns in diesem Ausmass überrascht hat», erklärt Carlo Schmid-Sutter, Vorsitzender der Geschäftsführung, im Jahresbericht 2022.
Pandemie-Ende, hohe Energiepreise und Inflation
Grund für den Exporteinbruch war unter anderem die abklingende Corona-Pandemie. Vor allem aber drückten die plötzlich ansteigenden Energiepreise sowie die historisch hohe Inflation die Ausfuhren.
Im wichtigsten Appenzeller-Auslandsmarkt, in Deutschland, seien die Preise für Milchprodukte um 36 Prozent gestiegen, so Schmid-Sutter. Und als der Appenzeller Käse im Sommer 2022 zusätzlich noch eine Preiserhöhung aussprach, hätten sich die Kosten für Auslandskunden mehr als verdoppelt.
«Einmal mehr zeigte sich dabei die grosse Abhängigkeit vom deutschen Markt, der den Löwenanteil unserer Exporte ausmacht», schreibt die Organisation selbstkritisch.
Tiefster Wert seit über zehn Jahren
Zwar konnte der Inlandmarkt die starken Einbrüche im Auslandsgeschäft dank eines leichten Wachstums etwas dämpfen. Alles in allem nahmen die Ausfuhren nach Deutschland im vergangenen Jahr jedoch um 12,1 Prozent ab, weltweit sogar um 12,8 Prozent. Das ist der tiefste Wert seit weit über zehn Jahren.
Als Gegenmassnahme musste der Appenzeller Käse deshalb seine Produktion herunterfahren – und zwar massiv. Im Geschäftsjahr 2022 wurden total 8462 Tonnen Käse produziert. Verglichen mit dem Vorjahr entspricht dies einem signifikanten Einbruch von 13,1 Prozent.
«Produktionseinschränkungen sind ein kurzfristiges Mittel, um zu vermeiden, dass sich die Keller füllen und der Käse wegen Überalterung abgeräumt werden muss», hält Schmid-Sutter fest. Das sei jedoch keine Zukunftsstrategie.