Arbeitslosigkeit ist in der Schweiz höher als in Deutschland
Die Arbeitslosenquote ist 2018 gesunken. Doch sie zeigt ein unvollständiges Bild. Tatsächlich ist die Arbeitslosigkeit bei uns höher als in vielen EU-Ländern.
Das Wichtigste in Kürze
- Die Erwerbslosenquote ist aussagekräftiger als die Arbeitslosenquote.
- Demnach ist die Arbeitslosigkeit in der Schweiz höher als in Deutschland.
Der Wirtschaftsmotor in der Schweiz brummt. Das zeigt sich auch in der Arbeitslosenquote. Diese liegt im Jahresmittel 2018 bei 2,6 Prozent. Zum Vergleich: Im Vorjahr waren noch 3,2 Prozent als arbeitslos gemeldet.
Das Problem: Die Zahlen erzählen nur die halbe Wahrheit. In die Quote eingerechnet werden bloss Personen, die bei den Regionalen Arbeitsvermittlungszentren (RAV) als arbeitslos gemeldet sind.
Ein präziseres Bild liefert die Erwerbslosenquote. Dort werden auch jene berücksichtigt, die arbeiten können und eine Stelle suchen, aber nicht beim RAV gemeldet sind. Etwa, weil sie ausgesteuert sind.
Dann sieht es mit der Arbeitslosigkeit plötzlich weniger gut aus. Im dritten Quartal 2018 lag die Quote bei 4,4 Prozent. Das ist zwar weniger als im Vorjahr. Allerdings weiterhin deutlich mehr als in Deutschland. Dort liegt die Erwerbslosenquote bei 3,2 Prozent.
Früher schnitten wir besser ab
Das war mal anders. «Während Jahrzehnten hatte die Schweiz eine der tiefsten Erwerbslosenquoten», sagt Thomas Zimmermann, Sprecher des Schweizerischen Gewerkschaftsbunds. Seit etwa fünf Jahren läge sie höher als in Deutschland. «Neuerdings ist sie auch höher als in den Niederlanden oder Grossbritannien.»
Wo ist das Problem? «In den letzten Jahren sind immer mehr Leute aus dem Arbeitsmarkt gefallen, die nicht mehr in der Arbeitslosenquote erfasst werden. Das trifft insbesondere ältere Arbeitnehmende», so Zimmermann.
Nicht profitiert
Diese haben selbst vom wirtschaftlichen Aufschwung kaum profitiert. «Die gute Konjunktur hat sich für Leute zwischen 50 und 65 Jahren weniger positiv ausgewirkt als für alle anderen Kategorien der Erwerbsfähigen», erklärt Zimmermann.
Der Gewerkschaftsbund fordert darum Massnahmen: Etwa einen besseren Kündigungsschutz für ältere Arbeitnehmer und längere Kündigungsfristen. «Es braucht aber insbesondere auch ein Umdenken bei Arbeitgebern, die den grossen Erfahrungsschatz der Betroffenen zu wenig wertschätzen und zu wenig in die Weiterbildung der Mitarbeitenden investieren.»