Pierre-Yves Maillard ist der neue Präsident des Gewerkschaftsbunds
Nach der 20-jährigen Ära Paul Rechsteiner hat beim Schweizerischen Gewerkschaftsbund SGB neu Pierre-Yves Maillard das Ruder in der Hand.
Das Wichtigste in Kürze
- Der neue oberste Gewerkschafter in der Schweiz heisst Pierre-Yves Maillard.
- Widersacherin Barbara Gysi ist enttäuscht, dass damit wieder ein Mann an der Spitze ist.
- Nach 20 Jahren gab Paul Rechsteiner das Amt ab.
Im Rahmen des 56. Kongresses des Schweizerischen Gewerkschaftsbundes wählten die Delegierten heute Samstag in Bern ihren neuen Präsidenten. Es ist Pierre-Yves Maillard (50), SP-Regierungsrat und Gesundheitsminister des Kantons Waadt. Er gewann die Wahl mit 115 von 212 eingegangenen Stimmen.
«Die Wahl ist eine grosse Ehre für mich, auch wenn ich es noch gar nicht richtig realisieren kann», gibt Maillard kurz nach der Wahl zu Protokoll. «Das wird sich erst in den nächsten Monaten konkretisieren, wenn ich mein aktuelles Amt richtig abgeschlossen habe.» Maillard wird nach eigenen Angaben das SGB-Präsidium zwischen Mai und Juni des kommenden Jahres antreten.
Mit Maillard setzte sich der Favorit durch, auch wenn seine Wahl umstritten ist. Denn die Frauenkommission des SGB forderte im Vorfeld, dass endlich eine Frau an die Spitze des Verbandes gehöre. Dies ist - abgesehen von einem Co-Präsidium mit Christiane Brunner - noch nie vorgekommen. Im Vergleich zu seiner Widersacherin Barbara Gysi konnte der Waadtländer aber auf die Unterstützung der Unia zählen, der grössten Gewerkschaft im Dachverband.
Maillard übernimmt das Amt von Paul Rechsteiner, der im März seine Demission bekanntgegeben hatte. Rechsteiner war fast zwanzig Jahre lang SGB-Präsident. In seiner letzten Rede in dieser Funktion forderte er heute in Bern einen «Geist der Offenheit, des Pluralismus und der Kooperation» in der Gewerkschaftsbewegung.
Mit Blick auf die Zukunft forderte der abtretende SGB-Präsident eine positive Haltung zu Migranten. «Der Ausschluss eines Viertels der Bevölkerung von den politischen Rechten ist für eine Demokratie auf Dauer ein unhaltbarer Zustand». Rechsteiner sprach sich auch für eine internationale Orientierung der Gewerkschaften aus.
Der Kongress des grössten Gewerkschaftsdachverbandes mit 360'000 Mitgliedern findet alle vier Jahre statt. Er ist das oberste Organ des Verbandes und beschliesst die gewerkschaftlichen Prioritäten der nächsten vier Jahre.