Laut einer neuen Studie hat die Schweizer Industrie mit grösser werdenden Herausforderungen zu kämpfen. Allerdings ist der Standort Schweiz weiterhin beliebt.
Industrie Schweiz
Die Schweizer Industrie hat es nicht leicht. (Archivbild) - keystone

Die Schweizer Industrie profitiert nach wie vor von ihrem Ruf als Produzentin hoher Qualität. Gleichzeitig sieht sie sich aber mit wachsenden Herausforderungen konfrontiert.

Dies zeigt die am Donnerstag veröffentlichte Studie «Swiss Manufacturing Survey 2024» des Instituts für Technologiemanagement der Universität St.Gallen (ITEM-HSG). Auffallend ist, dass 42 Prozent der Unternehmen ihre Produktionskapazitäten in der Schweiz im vergangenen Jahr ausgebaut haben, während nur 9 Prozent einen Kapazitätsabbau verzeichneten.

Trotz hoher Lohnkosten und starkem Franken bleibt die Schweiz laut Studie ein attraktiver Produktionsstandort. Und das Label «Made in Switzerland» spielt als Qualitätsmerkmal im internationalen Wettbewerb nach wie vor eine zentrale Rolle.

Allerdings hat sich die finanzielle Situation der Schweizer Industriefirmen im Vergleich zu den Vorjahren verschlechtert. Der Anteil der Unternehmen mit einer EBIT-Marge von über 10 Prozent ist im Vergleich zu 2021 um 11 Prozent gesunken. Vor allem KMU sehen sich im internationalen Geschäft mit Herausforderungen konfrontiert, was zu einem Anstieg der negativen EBIT-Margen führt.

Während grössere Unternehmen sowohl im Inland als auch im Ausland stabilere Margen erzielen, bleibt das internationale Geschäft für viele KMU eine Herausforderung, die mit steigenden Kosten und zunehmendem Wettbewerb einhergeht.

Trotz dieser finanziellen Belastungen verzeichnen die Unternehmen Fortschritte in den Bereichen Nachhaltigkeit, Digitalisierung und Innovationsfähigkeit. Laut Umfrage werden mittlerweile 22 Prozent des Umsatzes mit innovativen Produkten und Dienstleistungen in diesen Bereichen erwirtschaftet. Vor allem grössere Firmen treiben die Transformation hin zu nachhaltigeren Produktionsprozessen voran.

Der Fachkräftemangel bleibt jedoch laut der Studie eine grosse Herausforderung. 76 Prozent der Unternehmen sind davon betroffen, was sich in steigenden Lohn- und Rekrutierungskosten sowie längeren Vakanzzeiten niederschlägt.

Eine weitere Herausforderung ist der Einfluss geopolitischer Unsicherheiten, insbesondere auf die Lieferketten. Rund 73 Prozent der Unternehmen rechnen in den kommenden fünf Jahren mit grösseren Auswirkungen durch geopolitische Turbulenzen. Die Unsicherheiten im internationalen Handel, insbesondere in Bezug auf Europa und Asien, zwingen viele Unternehmen dazu, ihre Lieferketten zu diversifizieren und lokale Lieferanten zu bevorzugen.

Europa bleibt der wichtigste Exportmarkt für die Schweizer Industrie, gefolgt von Asien und Nordamerika. Die Qualität der Produkte und die Lieferzuverlässigkeit sind die zentralen Alleinstellungsmerkmale, welche die Schweizer Unternehmen im globalen Wettbewerb stark machen. Dies sei insbesondere in Märkten wie Deutschland von Vorteil, wo Schweizer Unternehmen als verlässliche Partner gelten.

Ein weiteres Thema der Umfrage ist der Trend zur Servitization. Immer mehr Unternehmen befinden sich in einem Transformationsprozess vom reinen Produktanbieter zum Anbieter von umfassenden Lösungen und Dienstleistungen. Die Studie zeigt jedoch, dass dieser Wandel noch in den Kinderschuhen steckt. Insbesondere KMU tun sich schwer, diesen Schritt konsequent zu gehen, während grössere Unternehmen mit umfangreicheren Ressourcen und globaler Präsenz hier schneller vorankommen.

An der Umfrage nahmen 361 Vertreter von 339 verschiedenen Unternehmen teil, die insgesamt 1'200 Produktionsstandorte in 64 Ländern repräsentieren.

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