Beim Plastik Verbrauch sind Schweizer Spitze
Plastik wird in der Schweiz selten rezykliert. Bestenfalls wird es verbrannt. Im schlimmsten Fall landet es in Schweizer Seen.
Das Wichtigste in Kürze
- Schweizer produzieren jährlich 125 Kilo Plastikmüll pro Kopf.
- Verpackungen machen einen Drittel des Siedlungsabfalls aus.
Getränkekartons müssen jetzt wieder in den Müll. Aldi hat das Pilotprojekt eingestampft. Grund: Der Discounter würde überhäuft mit Kartons der Konkurrenz. Doch Coop und Migros wollen die leeren Tüten nicht zurücknehmen.
Dabei ist die Schweiz schon jetzt Abfall-Spitzenreiter. Pro Kopf produzieren wir 715 Kilo Siedlungsabfälle jährlich. Nur Dänemark und die USA produzieren noch mehr Abfall. Zum Vergleich: Der EU-Durchschnitt liegt bei 487 Kilo Abfall pro Person.
Laut dem Bundesamt für Umwelt (Bafu) wird die Hälfte der Abfälle rezykliert, der Rest wird verbrannt. Zunehmend sind weiterhin die Plastikabfälle. Pro Kopf liegt der Verbrauch bei 125 Kilo Kunststoff pro Jahr, dreimal so viel wie der europäische Durchschnitt. Ein Grossteil davon wird verbrannt.
Jährlich mehrere Tonnen Plastik in Seen
Die Schweiz hat ein Plastik-Problem: Kleine Kunststoff-Teilchen finden sich laut einer Studie des Bafu in sechs Schweizer Seen. Forscher der Universität Bern schätzen, dass die Schweizer Auenböden mit rund 53 Tonnen Mikro-Plastik verschmutzt sind. Im Genfersee sammeln sich jährlich 50 Tonnen Plastikabfall an. Und der Rhein ist einer der am meisten mit Plastik verschmutzen Flüsse Europas.
Greenpeace sieht auch hier ansässige Firmen als Treiber des Plastikmülls. «Auch in der Schweiz befinden sich Firmensitze von Konsumgüter-Konzernen, deren Produkte weltweit an Stränden gefunden werden», kritisiert Sprecher Yves Zenger. Diese würden für die Plastikverschmutzung eine entscheidende Verantwortung tagen.
Laut der Umweltschutz-Organisation hat Nestlé letztes Jahr 1,7 Millionen Tonnen Plastik verbraucht. Was Zenger besonders ärgert: «98 Prozent seiner Produkte verkauft das Unternehmen in Einwegverpackungen». Laut einer Untersuchung von Greenpeace ist das Westschweizer Unternehmen drittgrösster Plastikverschmutzer der Welt.
«Nur rund 10 Prozent des weltweiten Plastikmülls wird recycelt oder kann überhaupt recycelt werden», so Zenger. Gerade Einwegplastikverpackungen würden meistens nicht dazugehören.
Karton-Verpackung nicht die Lösung
Er fordert darum politische Massnahmen, um Einwegverpackungen zu reduzieren und zu stoppen. «Nicht nur aus Plastik, sondern auch aus Papier, Karton oder Bioplastik.» Diese würden das Problem nicht lösen, sondern nur verschieben.
Verpackungen machen heute ein Drittel der Siedlungsabfälle aus. «Das Aufräumen von weggeworfener Verpackungen und Flaschen kostet die Gemeinden sowie den öffentlichen Verkehr jährlich fast 100 Millionen Franken». Zenger fordert darum die Förderung von Mehrweg-Systemen.
Mittlerweile ist das Thema auch in der Politik angekommen. Letztes Jahr hat der Nationalrat eine Motion zur Reduktion des Plastikmülls durchgewunken. Entgegen der Empfehlung des Detailhandels und des Bundesrats.