Weitere Versäumnisse des zuständigen Landkreises im Fall Wilke
Keimbelastete Wurst der Firma Wilke hat mehrere Tote gefordert. Berichte zeigen nun weitere Fehler des zuständigen Landkreises.
Das Wichtigste in Kürze
- Berichte offenbaren neue Versäumnisse des zuständigen Landkreises im Fall Wilke.
- Ein Leitfaden für strengere Kontrollen und Berichtspflichten steht in Aussicht.
Hessens Verbraucherschutzministerin Priska Hinz (Grüne) hat im Zuge des Skandals um keimbelastete Wurst der Firma Wilke weitere Fehler des zuständigen Landkreises offengelegt.
Wie Hinz am Montag in Wiesbaden erklärte, zeigen Berichte des Landkreises Waldeck-Frankenberg sowie des Regierungspräsidiums Kassel in dem Fall vor allem im Hinblick auf Kontrollen des Wurstbetriebs Versäumnisse. Eine weitere Untersuchung der Fehler plant die Ministerin aber nicht.
Der Landkreis habe Wilke seit 2018 «irrtümlich» nur vierteljährlich Routinekontrollen unterzogen, obwohl die Risikobewertung der Firma monatliche Kontrollen vorgesehen habe, sagte Hinz. Anfang dieses Jahres sei die Bewertung den Kontrollen angepasst worden.
Vertuschung wird ausgeschlossen
Aus den vorgestellten Berichten geht auch hervor, warum Vertreter des Kreises eine mit dem Regierungspräsidium gemeinsam geplante Kontrolle am 5. September, mehrere Monate nach Listerienfunden im Frühjahr, allein vornahmen: nach eigenen Angaben wollten sie eine spätere Vertuschung von Mängeln verhindern.
Eine ebensolche Vertuschung wollte Hinz den verantwortlichen Kontrolleuren aber nicht unterstellen: «Ich kann mir kaum vorstellen, dass versierte Mitarbeiter einer Veterinärbehörde das aus politischem Gusto machen.» Grund für eine weitere Untersuchung der Fehler sah die Ministerin nicht. «Wir haben die Versäumnisse festgestellt», sagte sie, «das ist aufgearbeitet».
Verbindlicher Leitfaden in Aussicht
Hinz verwies stattdessen auf Kommunikationsfehler zwischen Landkreis und Regierungspräsidium im Fall Wilke, die kurz nach der Schliessung des Betriebs Anfang Oktober infolge von Todesfällen durch sogenannte Listerien im Fleisch bekannt geworden waren. Sie bekräftigte ihre Forderung nach stärkeren Berichtspflichten der für Kontrollen in Lebensmittelbetrieben zuständigen Kreise an die Regierungspräsidien. Auch ihr Ministerium habe «viel zu spät» von Mängeln bei dem Wursthersteller erfahren.
Bei einem Treffen mit allen örtlichen Veterinärbehörden und Präsidien vor Weihnachten sollen Vorschläge für strengere Kontrollen und Berichtspflichten besprochen werden, wie die Ministerin ausführte. Ein verbindlicher Leitfaden stehe dann «hoffentlich Anfang nächsten Jahres».