BMW optimiert Zitat von Diesel-Kritiker
Für einen Werbe-Beitrag auf Schweizer Online-Portalen hat BMW ein Zitat eines renommierten Diesel-Experten optimiert. Mittlerweile wurde das Zitat gelöscht.
Das Wichtigste in Kürze
- BMW hat in einem Werbebeitrag den Diesel-Experten Peter Mock zitiert.
- Gegenüber Nau sagt Mock: «Das Zitat wurde aus dem Kontext gerissen.»
- Mittlerweile ist das Zitat aus dem Beitrag verschwunden.
Der Diesel-Skandal hat die Autowelt erschüttert. Und er hat den Fall ins Rollen gebracht: Peter Mock, Europa-Chef der Nichtregierungsorganisation International Council on Clean Transportation (ICCT). Der Deutsche gilt seither bei Medien als beliebter und kompetenter Ansprechpartner bei Diesel-Fragen.
Das hat auch die Werbeindustrie gemerkt. In einem Werbe-Beitrag auf Schweizer Online-Portalen zitierte BMW darum den Diesel-Experten. «Den Diesel sauber zu bekommen, ist absolut möglich», schrieben die Bayer im Beitrag.
Nur: Mock hat zwar den Satz so gesagt. Aber eben nicht nur. «Was fehlt ist der zweite Satz, der diesem immer folgt – nämlich, dass ich stark bezweifle, dass sich dieser technische Aufwand wirtschaftlich noch rechnet und ich daher keine Zukunft für den Dieselantrieb sehe», sagt Mock zu Nau. Für ihn ist klar: «Das Zitat ist aus dem Kontext gerissen.» Pikant: Der ICCT-Europachef stand nicht mit BMW in Kontakt und wusste nicht, dass der Autobauer mit seinem Zitat für den Diesel-Motor wirbt.
BMW ist für Text verantwortlich
Beim Beitrag, der etwa auf der Onlineplattform vom «Tages-Anzeiger» und «20 Minuten» aufgeschalten wurde, handelt es sich um eine sogenannte Publireportage. Medienkonzern Tamedia bezeichnet diese im Netz als Paid Posts. «Dabei werden die Inhalte von Kundenseite fixfertig zur Publikation angeliefert», erklärt Sprecherin Nicole Bänninger. Sie stellt klar: «Bei Paid Posts trägt damit auch der Kunde die Verantwortung für die entsprechenden Inhalte, nicht Tamedia.»
Medienexperte Nick Lüthi sieht das anders: «Wenn die Werbung von den Lesern als redaktioneller Inhalt missverstanden werden könnte, wovon im vorliegenden Fall ganz klar ausgegangen werden muss, dann würde ich von Tamedia erwarten, dass der Inhalt gleich sorgfältig geprüft wird, wie das bei eigenen redaktionellen Beiträgen auch der Fall ist.» Es sei in diesem Fall allerdings nicht ganz einfach, ein unvollständiges Zitat als solches zu identifizieren. «Der Prüfungsaufwand wäre dabei recht gross und daher wohl kaum zu leisten.»
Hat BMW das Zitat bewusst gekürzt, damit es zur Diesel-Werbung passt? Der Autobauer hält sich zurück. Man habe das Zitat mittlerweile gelöscht, heisst es bloss.