Braucht es auch in der Schweiz mehr E-Auto-Förderung?

Michael Bolzli
Michael Bolzli

Bern,

Deutschland will Elektroautos mit Prämien fördern. Mehr Unterstützung fordern Importeure auch in der Schweiz.

Elektroauto
Elektroautos bleiben in der Schweiz eine Nische. - dpa/dpa/picture-alliance

Das Wichtigste in Kürze

  • Deutschland zahlt E-Auto-Prämien bis 6000 Euro.
  • In der Schweiz gibt es Prämien in den Kantonen Tessin und Thurgau.

Das Ziel war ambitioniert. 2010 verkündete Bundeskanzlerin Angela Merkel, dass bis 2020 eine Million E-Autos auf deutschen Strassen umherkurven sollen. Letztes Jahr wurde das Ziel um zwei Jahre verschoben.

Damit das E-Auto in die Gänge kommt, haben Industrie und Politik gestern am «Autogipfel» Fördermassnahmen beschlossen. Denn aktuell machen Elektroautos in Deutschland 2,6 Prozent der Neuwagenzulassungen aus.

Wie soll das gehen? Einerseits sollen in den nächsten Jahren 50'000 öffentliche Ladesäulen gebaut werden. Das sind mehr als doppelt so viele, wie aktuell bereits zur Verfügung stehen. Ein Teil davon wird von der Industrie bezahlt.

Zudem werden E-Auto-Prämien verlängert und deutlich erhöht. Bis zu 6000 Euro wird dem Käufer erlassen, die Hälfte davon übernimmt die Industrie.

Bescheidenere Massnahmen in der Schweiz

Fördermassnahmen für E-Autos gibt es auch in der Schweiz. Allerdings in deutlich geringerem Umfang.

Elektroautos sind von der Automobilsteuer befreit. In einigen Kantonen wird zudem die Motorfahrzeugsteuer reduziert oder gar ganz gestrichen. Thurgau und Tessin haben eine Kaufprämie für Privatkunden.

Trotz Zurückhaltung bei der Förderung: In den ersten zehn Monaten des Jahres wurden 9'546 E-Autos in der Schweiz zugelassen. Das sind mehr als doppelt so viele wie in der Vorjahresperiode. Mit 3,8 Prozent liegt der Anteil der E-Autos bei den Neuzulassungen höher als in Deutschland.

Tesla
Die Studie aus Schweden sorgte bei E-Auto-Fahrern für Verunsicherung. - Keystone

Die Schweizer Auto-Importeure haben sich zum Ziel gesetzt, bis nächstes Jahr zehn Prozent sogenannter «Steckerfahrzeuge» zu verkaufen. Hier sind neben E-Autos auch Plug-In-Hybride berücksichtigt.

Importeure fordern mehr Ladestationen

Um das Ziel zu erreichen, fordern die Importeure längst einen «massiven Ausbau» öffentlicher Ladestationen. Ebenso steuerliche Anreize für Käufer.

Welchen Einfluss ein grosszügiges Förderungsprogramm hat, zeigt Norwegen. Dort sind E-Autos fast komplett von Steuern befreit.

Nicht nur das: Wer mit Strom fährt, profitiert von Gratis-Parkplätzen und -Fähren, zahlt keine Strassengebühren und darf bei Staus die Busspur nutzen. Und Strom ist in der Hauptstadt Oslo für Elektroautos kostenlos.

Staatsfonds
Die Skyline von Oslo. (Symbolbild) - Pixabay

Die Konsequenz: In Norwegen ist aktuell jeder zweite Neuwagen ein Elektroauto. Rechnet man die Hybrid-Autos dazu, liegt der Marktanteil der Batterie-Fahrzeuge bei fast 80 Prozent.

Hunderte Millionen investiert

Kostenlos ist die Förderung freilich nicht. Mehrere 100 Millionen Euro hat die E-Auto-Offensive den Staat gekostet. Mittlerweile wurde die Steuerreduktion etwas zurückgefahren, der Zugang zu Busspuren eingeschränkt. Der Marktanteil der Elektroautos wächst trotzdem weiter.

Mehr Förderung kurbelt den Absatz an, auch in der Schweiz. Im Kanton Thurgau, wo Käufer eine Elektroauto-Prämie von 4000 Franken erhalten, liegt die E-Auto-Quote im laufenden Jahr bei 7,3 Prozent. So hoch ist der Marktanteil in keinem anderen Kanton.

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