Bundesregierung bedauert Nachricht über Stopp von Lithium-Projekt in Bolivien
Die Bundesregierung hat überrascht und mit Bedauern auf Berichte aus Bolivien über den Stopp eines Gemeinschaftsprojekts zur Lithium-Förderung reagiert.
Das Wichtigste in Kürze
- Gemeinschaftsunternehmen offenbar gestoppt.
Nachvollziehbare Gründe seien der Bundesregierung bisher nicht bekannt, erklärte das Bundeswirtschaftsministerium am Dienstag in Berlin.
Das Projekt zur Gründung eines Gemeinschaftsunternehmens zwischen dem baden-württembergischen Unternehmen ACI Systems Alemania und dem bolivianischen Staatsunternehmen Yacimientos de Litio Bolivianos (YLB) war erst im vergangenen Dezember aus der Taufe gehoben worden. Lithium spielt als Rohstoff eine entscheidende Rolle bei der Batterieproduktion. Das Projekt soll insbesondere Deutschlands Autobauern, die auf eine Elektro-Offensive setzen, den Zugang zu dem strategisch wichtigen Rohstoff sichern.
Am Montag hatte die bolivianische Lokalzeitung «El Potosí» nun allerdings unter Berufung auf einen Vertreter des Innenministeriums in La Paz berichtet, dass die Regierung von Staatschef Evo Morales eine Annullierung des entsprechenden Dekretes für das deutsch-bolivianische Joint Venture unterzeichnet habe.
Hintergrund ist demnach der Widerstand von Bürgern gegen die bolivianische Staatsführung. Präsident Morales sieht sich seit seiner umstrittenen Wiederwahl vom 20. Oktober einer regelrechten Protestwelle ausgesetzt. Ein breites Bündnis aus Vertretern mehrerer Parteien der Mitte und des rechten Spektrums sowie der Zivilgesellschaft forderte die Annullierung des Urnengangs.
In der Stadt Potosí sagte Protestführer Marco Pumari der Lokalzeitung, das Abkommen hätte die Menschen vor Ort benachteiligt. Die Annullierung sei deshalb «ein Erfolg für die Menschen» in der Stadt, die in der selben Region wie die Salzwüste Salar de Uyuni liegt. Dort lagern die weltweit grössten Reserven des begehrten Leichtmetalls.
Das Unternehmen ACI Systems in Baden-Württemberg zeigte sich ob der Nachrichten aus Bolivien völlig überrascht und gab an, davon selbst aus der Presse erfahren zu haben. Das Bundeswirtschaftsministerium betonte, die im Dezember erzielte Unterschrift unter den Vertrag zwischen ACI und YLB sei «ein grosser Schritt vorwärts» gewesen. Nun müsse zunächst abgewartet werden, inwiefern sich die Medienberichte aus Bolivien bestätigten.