Buschauffeure sind wütend auf ihren Arbeitgeber

Matthias Bärlocher
Matthias Bärlocher

Bern,

Es brodelt bei den PostAuto-Angestellten: Bei ihnen wurden die Schrauben immer mehr angezogen, während die Chefs Boni erhielten und Gewinne verschleierten. Bei den Subunternehmen seien die Arbeitsbedingungen sogar noch schlechter, sagt die Gewerkschaft Syndicom.

Wegen angeblichem Spardruck hätte die PostAuto AG die Arbeitsbedingungen laufend verschlechtert, klagen die Angestellten. Jetzt, da bekannt ist, dass hintenherum Millionengewinne verbucht wurden, wollen die Angestellten endlich Geld sehen (Nau berichtete).

Zum Teil werde am Rande der Legalität operiert, berichten Direktbetroffene. So sei die Arbeitszeit inklusive Pausen zwar nach Gesetz – vorausgesetzt, ein Bus hat keine Verspätung. Daniel Roth von der Gewerkschaft Syndicom sagt gegenüber Nau: «Es melden sich immer mehr Fahrer, die hässig sind: Oben wird den Boni nachgejagt, unten wird gedrückt und ‹gminütelet› mit der Begründung, die Rendite sei zu tief.»

Zahlreiche Beispiele

Das Beispiel mit dem verspäteten Bus ist nur eines von vielen: «Minuten werden abgezwackt: Der morgendliche Sicherheitscheck, das Ölstandmessen, das ist alles nach dem optimalen Fall berechnet. Wenn es dann ein Problem gibt, geht es auf die eigene Zeit.»

Oder es sei der eigene Konzern schuld am verzögerten Feierabend, erzählt Daniel Roth: «Wenn die Chauffeure das eingenommene Geld bei der Poststelle abliefern und anstehen müssen.»

Noch schlechtere Arbeitsbedingungen bei Partnerunternehmen

Wobei man bei der PostAuto AG wenigstens noch wisse, woran man sei, klagt Gewerkschafter Roth. Bei Subunternehmen, die entweder im Namen der PostAuto AG in gelb durchs Land fahren oder mit eigenem Fuhrpark, seien die Missstände noch grösser: «Je weiter weg von PostAuto, desto schlechter sind die Arbeitsbedingungen.»

Um den Gesamtarbeitsvertrag (GAV) zu umgehen, seien Chauffeure im Stundenlohn angestellt, würden effektiv aber bis zu 80 Prozent arbeiten. «Die Post hat das System von Selbständigkeit immer weitergetrieben. Dabei ist die Übersicht über Missstände bei Subunternehmen verloren gegangen.» Bei der PostAuto AG muss also nicht nur die Buchhaltung aufgearbeitet werden.

Rund 200 Personen protestieren zusammen mit der Gewerkschaft Syndicom gegen das Zweiklassensystem für das Postauto-Fahrpersonal, am Sonntag, 24. März 2013, auf dem Bundesplatz in Bern.
Rund 200 Personen protestieren zusammen mit der Gewerkschaft Syndicom gegen das Zweiklassensystem für das Postauto-Fahrpersonal, am Sonntag, 24. März 2013, auf dem Bundesplatz in Bern. - Keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Bei der Gewerkschaft Syndicom melden sich immer mehr PostAuto-Angestellte, die auf ihren Arbeitgeber wütend sind.
  • Bei ihnen wurde gespart, während in der Buchhaltung die Gewinne verschleiert wurden.
  • Noch schlimmer sei es bei den Subunternehmen der PostAuto AG, heisst es bei Syndicom.

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