Millionen aus PostAuto-Skandal sollen Busfahrern zu Gute kommen

Matthias Bärlocher
Matthias Bärlocher

Bern,

Nein, es ist nicht einfach dieser Tage, PostAuto-Chauffeur zu sein. Der Skandal um die ertrogenen Subventionen macht den Fahrern zu schaffen. Nau hat mit einem Direktbetroffenen geredet. Er fordert: Statt zurückzahlen sollen die Millionen zuerst mal den Angestellten zu Gute kommen.

ÖV
Der ÖV wird wieder weniger genutzt. - Keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • PostAuto-Angestellte sind ungehalten, seit sie erfahren haben, dass Gewinne verschleiert wurden.
  • Gleichzeitig habe man bei den Arbeitsbedingungen immer mehr die Schrauben angezogen und Löhne nicht erhöht.
  • Jetzt soll ein Teil der zu Unrecht erhaltenen Millionen den Angestellten zu Gute kommen.

«Man hat den Nau-Bildschirm im Rücken: hinten erfährt man, wie beschissen wird, vorne muss man fahren», sagt Markus Altherr, PostAuto-Fahrer aus Leidenschaft. Jetzt steht er kurz vor der Pensionierung, fährt nur noch selten, kontrolliert hauptsächlich noch Billette.

Gerade dort sei es aber schwierig für die PostAuto-Angestellten: «Stellen Sie sich vor, wenn man einen Schwarzfahrer erwischt: Die verstehen auch nicht mehr, warum wir so pingelig tun, wenn die Chefs Millionengewinne verschwinden lassen.» Und dafür Boni kassieren.

Unten wird gedrückt, oben abkassiert

Der Frust bei den PostAuto-Fahrern sitzt tief: «Die Kollegen glauben einfach nichts mehr», erzählt Altherr gegenüber Nau. «Jahrelang gab es keine Reallohnerhöhung, weil ‹man muss konkurrenzfähig sein›, dabei wurde Gewinn gemacht.»

Auch weil bei den PostAuto-Mitarbeitern die Schrauben angezogen wurden: «Es wird immer mehr gefordert, immer mehr. Das geht nicht an allen vorbei», sagt Altherr. Dabei bewege sich PostAuto im Graubereich: «Das Arbeitszeitgesetz wird nicht grad übertreten, aber geritzt.» Pausen, Feierabend, das sei alles nach dem optimalen Fall berechnet. «Sobald aber ein Bus Verspätung hat, ist man jenseits des Arbeitsgesetzes.»

Busfahrer wollen Geld sehen

Die Faust im Sack machen die Kollegen von Markus Altherr auch aus anderem Grund: PostAuto wisse sehr wohl, wie man genau kontrolliert. Nur die frisierte Buchhaltung habe niemand bemerkt. Die Angestellten würden nämlich mit GPS überwacht: «Selbst bei den Kontrolleuren wissen sie auf den Meter genau, wo wir sind. Wenn man zu lange draussen ist, muss man das ‹plausibilisieren›.»

Was aus dem PostAuto-Skandal folgen muss, ist für Altherr klar: «Das ist unsere Forderung: Wenn schon sollten die Fahrer mal eine Lohnerhöhung bekommen, statt die ganzen 78 Millionen an Bund und Kantone zurückzahlen.»

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