Coronavirus: Diese Branche sind von Lockdown besonders betroffen
Die Schweiz hat wegen des Coronavirus den Notstand ausgerufen. Das trifft die Wirtschaft hart. Besonders jene, welche den Betrieb einstellen mussten.
Das Wichtigste in Kürze
- Viele Läden bleiben bis 19. April wegen des Coronavirus geschlossen.
- Kurzarbeit ist nicht bei allen Unternehmen möglich.
Noch sind die Auswirkungen der Corona-Krise für die Schweizer Wirtschaft schwer abzuschätzen. Klar ist: Einige Branchen sind deutlich stärker betroffen als andere.
Allen voran die Betriebe, welche der Bundesrat hat schliessen lassen. Darunter Läden, Restaurants und Bars, aber auch Freizeitbetriebe wie Kinos oder Skigebiete. Zudem bleiben Coiffeursalons und Kosmetikstudios zu. Supermärkte, Drogerien und Apotheken bleiben geöffnet.
Der Handel gehört zu den wichtigsten Arbeitgebern der Schweiz. Gemäss letzten Zahlen vom Bundesamt für Statistik beschäftigt die Branche über eine halbe Million Menschen, rund die Hälfte arbeitet im Detailhandel. Viele von ihnen – etwa Mitarbeiter von Elektronik- oder Blumenhändler – müssen bis 19. April daheim bleiben.
Nur noch Take-aways offen
Im Gastgewerbe arbeiten aktuell knapp 200'000 Menschen. Mit rund 130'000 Jobs ist ein Grossteil davon in der Gastronomie tätig. Im Bereich Freizeit und Events arbeiten aktuell fast 60'000 Menschen, in Coiffeursalons rund 25'000.
Die letzte Zahl stammt von Gewerkschaften, die übrigen vom Bfs. Hier gilt zu beachten, dass es sich um Vollzeitäquivalente handelt – die Anzahl effektiv Betroffener dürfte höher sein. Grund: Gerade in der Gastronomie und im Detailhandel wird viel Teilzeit gearbeitet.
Neben direkt betroffenen Branchen gibt es auch Firmen, welche indirekt unter der Corona-Krise leiden. Etwa der Grosshandel, wo laut Bfs fast 200'000 Menschen beschäftigt sind. Darunter ist beispielsweise der Getränkehändler, der Restaurants Wein und Spirituosen liefert.
Oder die Hotel-Branche, wo laut Bfs mit 65'000 Personen beschäftigt sind. Hotels dürfen zwar offen bleiben, haben aber aufgrund geschlossener Skigebiete kaum Gäste.
Viele KMU leiden unter Coronavirus
Ein Blick auf die betroffenen Branchen zeigt: Unter dem Lockdown leiden sehr viele KMU. Der Bundesrat will den Unternehmen helfen, falls sie wegen des Coronavirus in Schieflage geraten. Bis zu einer Milliarde Franken werden zur Verfügung gestellt.
«Es geht nun darum, die beschlossenen Massnahmen umzusetzen und zu schauen, wie die Wirkung ist», sagt Hans-Ulrich Bigler, Direktor des Gewebeverbands. Danach sei über weitere Massnahmen und auch finanzielle Unterstützung für die KMU zu diskutieren. «Ich gehe nicht davon aus, dass die beschlossenen Mittel von 10 Milliarden Franken ausreichend sind.»
Rund acht Milliarden Franken aus dem ALV- Fonds sind für Kurzarbeitsentschädigung vorgesehen. Der Bundesrat hat die Karenzfrist auf einen Tag reduziert. Geprüft werden noch Lösungen für befristete und temporär Angestellte.
Anders sieht die Situation bei Kleingewerbler- und Einzelunternehmen aus. Inhaber sind von der Kurzarbeitregelung ausgeschlossen.
Der Gewerbeverband fordert, dass darum die Kurzarbeitsregelung angepasst wird. Denn: «Selbst wenn ein Kleinstunternehmen für seine vielleicht 1-3 Mitarbeitenden Kurzarbeitsentschädigung erhält, nützt das im Endeffekt nichts, wenn der Betrieb Konkurs geht, weil der Kostenblock des Inhaberlohnes weiter besteht und zu einer Überschuldung führt.»
Apropos 10 Mrd. wirtschaftliche Massnahmen wegen #CONVID19 : Nur dass klar ist wer alles NICHT von der Kurzarbeit profitieren kann: Alle Hundertausende von Selbständigerwerbenden, sowie Familienbetriebe und Kleingewerbe. #srfarena Politik muss drigend nachbessern. pic.twitter.com/wO4AlqqIXv
— Jacqueline Badran (@JayBadran) March 13, 2020
Das Problem sieht auch SP-Nationalrätin Jacqueline Badran. Sie wollte diese Woche eine Motion einreichen, um betroffene Selbständige und Kleingewerbler zu unterstützen. Allerdings wurde am Sonntag die Session abgesagt.
Bundespräsidentin Simonetta Sommaruga liess gestern durchblicken, dass der Bundesrat allenfalls mehr Geld als angekündigt in die Hand nehmen wird, um die Wirtschaft zu stützen. Das sollte auch drin liegen: Immerhin warf der Bundesrat während der Finanzkrise 60 Milliarden Franken auf, um die UBS zu retten.