Coronavirus: Erste Lieferengpässe bei CO2-Messgeräten für Schulen
Das Wichtigste in Kürze
- Wegen Ansteckungsgefahr in schlecht gelüfteten Räumen sind CO2-Messgeräte beliebt.
- Einige Produkte sind deshalb aktuell nicht lieferbar.
- Schweizer Firmen haben die Nase vorn, bei einigen ist aber noch «Luft nach oben».
Ob und in welchem Ausmass sich das Coronavirus via Aerosole ausbreiten kann, war lange strittig. Abgeschlossen ist die Diskussion zwar auch heute noch nicht, aber mittlerweile wirbt auch das BAG aktiv für fleissiges Lüften. Grosser Beliebtheit erfreuen sich deshalb CO2-Messgeräte. Der Lehrerverband fordert sie gar für jedes Schulzimmer.
CO2 ist zwar weder ansteckend, noch hat es sonst irgendwas mit Coronavirus am Hut. Aber sein Gehalt in der Luft sei ein guter Parameter dafür, wie gut gelüftet ein Raum sei, bestätigt das BAG. Viel ausgeatmetes CO2 heisst nicht automatisch, dass auch viele infektiöse Aerosole herumschweben. Lüften nützt aber unabhängig davon: Maximal 1000 ppm CO2 galt schon vor der Pandemie als Richtwert für gesunde Luft und konzentrierte Schüler.
CO2-Messgeräte: August könnte Rekordmonat werden
Bereits Anfang Winter habe man ein zunehmendes Interesse an CO2-Messgeräten feststellen können, heisst es sowohl bei Brack wie bei Galaxus. Im Frühling ging es bei den beiden Online-Händlern dann richtig los: April, Mai, Juni – die Luftqualitätsmesser gingen weg wie warme Weggli. «Seither geht es wieder auf geringerem, aber immer noch deutlich erhöhtem Niveau weiter», heisst es bei Brack. Nicht so bei Galaxus: «Entwickeln sich die Verkäufe im laufenden Monat so weiter, wird August 2021 unser neuer Rekordmonat.»
Ein besonders beliebtes Modell war bei Brack schon Ende 2020 von Lieferengpässen betroffen. Mittlerweile bei beiden Shops der grosse Renner ist aber ein Schweizer Produkt: das «Caru Air» der Zürcher Caru AG. Das runde, displaylose Gerät ist wegen seines Ampelsystems insbesondere bei Schulen beliebt. So beliebt, dass es derzeit erst Ende September wieder lieferbar ist.
«Wurden ziemlich überrannt»
Bereits vor vier Wochen sei es wegen ein paar Artikeln zum Thema losgegangen, erinnert sich Co-Chefin Susanne Dröscher. Am letzten Montag war «Caru air» dann auch noch in der SRF Tagesschau zu sehen. «In der Tat wurden wir ziemlich überrannt», gesteht Dröscher. Vor allem Schulen würden vermehrt anfragen und sollen auch bevorzugt beliefert werden.
Ebenfalls nicht lieferbar ist der «Condair Cube», eine Kooperation des Luftbefeuchter-Giganten Condair auf Pfäffikon SZ und Greencross Schweiz. Das liegt allerdings daran, dass der Verkaufsstart erst im September ist. Doch: «Das Interesse am ‹Condair Cube› steigt», sagt Marketing-Chef Werner Adler. «Und dieses Interesse wird sich im Herbst und Winter noch verstärken.»
Bitte kein Gebastel
Andere Schweizer Hersteller spüren dagegen noch nichts vom CO2-Messgerät-Trend, obwohl sie spezifisch Schulen als Kunden anpeilen. Beim von ETH-Studenten gegründeten Start-up «Würfeli» hat sich kaum etwas geändert, sagt Ingenieur Laurin Schwitter. «Die Marktentwicklung schreitet langsam voran, das Allgemeinwissen um Luftqualität ist tief und einhergehend auch die Wertvorstellung für Messgeräte.»
Auch bei MakeHumanTechnology hofft man vorerst noch, dass man vom Trend miterfasst werde. Das CO2-Ampel-Kit zum Selberbauen für Schulen werde noch nicht vermehrt bestellt, zu frisch seien wohl die aktuellen Forderungen.
Beim Lehrerverband sieht man es derweil nicht als opportun an, selbst bestimmte (einheimische) Geräte zu empfehlen. Komme dazu: «Es braucht verlässliche Messgeräte und nicht selbst-zusammengebastelte Geräte», sagt Beat Schwendimann, Leiter Pädagogische Arbeitsstelle beim Lehrerverband. Immerhin seien Ampeln aber geeignet, Schüler als «Luftwart» gleich auch miteinzubeziehen.
Diesen Anspruch hätte an sich auch MakeHumanTechnology. Nur dass die Schüler beim «Basteln» auch noch etwas über IoT, Technik, Messen, Statistik und Aerosole lernten. Die Messgenauigkeit dürfte so oder so gegeben sein: Condair Cube, Caru Air, Würfeli und CO2-Ampel-Kit verwenden alle den gleichen Sensor. Dieser stammt von Sensirion, einem ETH-Spin-off und damit Produkt der Schweizer Bildungslandschaft.