Coronavirus: Jeder zweite Schweizer Beizer lässt Terrasse zu
Der Bundesrat hat seine Massnahmen im Kampf gegen das Coronavirus gelockert. Trotzdem bleiben viele Restaurant-Terrassen noch geschlossen. Warum das so ist.
Das Wichtigste in Kürze
- Nach vier Monaten Zwangsschliessung dürfen Restaurants wieder ihre Terrassen öffnen.
- Rund jeder zweite Wirt macht nicht mit, weil sich dies wirtschaftlich nicht lohnt.
Es ist ein kleiner Lichtblick für Schweizer Wirte: Seit heute dürfen Restaurants wieder ihre Terrassen bedienen. Die Gaststuben bleiben nach wie vor geschlossen.
Ein Augenschein in den Innenstädten zeigt: Bereits am Mittag hat die Schweizer Bevölkerung die neue Freiheit rege genutzt. Doch längst nicht alle Restaurants machen mit.
Beim Ristorante Antiquario da Marco in Zürich bleiben die Terrassen vorerst leer. Mit einer Öffnung will Restaurantbesitzer Marco Giuliani noch bis mindestens Anfang Mai warten. In der Hoffnung auf wärmeres Wetter und vielleicht weiteren Lockerungen, wie er sagt. Denn: «Mit diesen Einschränkungen kann ich maximal 50 Prozent der Terrasse bewirten.»
Giuliani ist keine Ausnahme. Nau.ch hat bei mehreren regionalen Wirteverbänden nachgefragt. Das Bild in den grossen Städten ist ähnlich.
Nur Aussenbereich zahlt sich nicht aus
Der Wirteverband Basel-Stadt beobachtet eine grosse Zurückhaltung. Präsident Maurus Ebneter kommentiert: «Viele Restaurants und Bars in den Städten haben nur kleine Aussenbereiche, die sich auch nicht beliebig vergrössern lassen.» Der reine Aussenbetrieb sei für die meisten nicht wirtschaftlich.
GastroStadtBern schätzt, dass nicht mal die Hälfte der Restaurants in der Bundeshauptstadt ihre Terrassen öffnen. Präsident Tobias Burkhalter sagt: «Einige haben zu wenig Platz, andere Betriebe haben weite Wege zwischen Küche und Terrasse. Da werden bereits 2 bis 3 Mitarbeiter benötigt, um die Gäste zu begrüssen.» Da gehe die Rechnung schnell nicht mehr auf.
Burkhalter selbst betreibt vier Gastrobetriebe in der Stadt Bern, darunter das Della Casa und die Schmiedstube. Hier bietet er neu Take-away mit Sitzgelegenheit als Zwischenlösung an.
Coronavirus: Kein Stadt-Land-Graben
Doch bedienen nur die Stadt-Betriebe die Terrassen nicht? Ruedi Stöckli verneint. «Einen Stadt-Land-Graben sehe ich nicht», so der Präsident von Gastro Luzern. Auch er geht davon aus, dass rund die Hälfte der Betriebe in der Region ihre Terrassen aktuell nicht nutzen.
Matchentscheidend sei das Wetter, aber nicht nur. «Die meisten Wirte wollen wieder arbeiten.» Doch viele hätten aber Angst, ihr Personal aus der Kurzarbeit zu holen. «Weil man sich noch nicht sicher ist, ob es sich rechnet.»
Ähnlich klingt es bei Gastro Aargau. Auch Vizepräsident Lukas Hürlimann glaubt, dass weniger als 50 Prozent der Restaurants im Kanton die Terrassen öffnen werden.
Er hält fest, dass die Branche unterschiedlich getroffen werde. «In ländlichen Gebieten und an Grenzregionen haben Betriebe mehr Mühe. Betriebe, welche bereits vor der Pandemie auf Take-away oder Delivery spezialisiert waren, sind die Gewinner.»