Cryptoleaks: Was bedeutet Image-Schaden für Schweizer Cyber-Firmen?
Das Image der Schweiz leidet durch die Crypto-Affäre. Davon betroffen sind auch Schweizer IT- und Cyber-Firmen, die ausländische Kunden haben.
Das Wichtigste in Kürze
- Die Crypto-Affäre schadet dem Image der Schweiz in der Welt, warnen viele.
- Cyber-Firmen bestätigen dies, wollen aber keine Panik machen.
- Wichtig sei den Crypto-Skandal nun nicht unnötig hoch zu kochen.
Neutralität, Zuverlässigkeit, Diskretion – Werte, mit denen die Schweiz im Ausland beliebt ist. Doch dieses Image leidet nach den Enthüllungen rund um die Cryptoleaks.
Bürger wie Politiker warnen: die Reputation der Schweiz leidet. Das sieht auch Nicolas Mayencourt so. Seine Firma gehört zu den Marktführern im Bereich Cyber- und IT-Security. Vor über 20 Jahren gründete der Berner seine Firma Dreamlab Technologies, um sich für die Sicherung der Gesellschaft einzusetzen, wie der Firmen-CEO erklärt.
Mayencourt bestätigt, dass seine internationalen Kunden die Schweizer Werte wie Neutralität, Qualität und Zuverlässigkeit schätzen würden. Er erklärt: «Wir sind stark davon abhängig, dass der Schweizer ‹Brand› auch funktioniert.»
Im Zusammenhang mit den Crypto-Leaks sei die Medienberichterstattung diesbezüglich unsensibel: «Der eigentliche Skandal ist hier die Skandalisierung des Skandals.» Man solle die Emotionen aus der Diskussion rausnehmen und sachlicher diskutieren, so Mayencourt.
Er würde sich daher mehr Sorge um die Reputation der Schweiz, aber auch um die hiesige Firmenlandschaft wünschen. Auch FDP-Nationalrätin und Präsidentin der «Swiss Cyber Security Days» Doris Fiala mahnte, ruhig zu bleiben.
ICT Switzerland sorgt sich um Schweiz-Image
Andreas Kaelin, Geschäftsführer ICT-Switzerland findet trotzdem: «Die ausführliche Berichterstattung über den Fall Krypto ist für die offene und demokratische Gesellschaft Schweiz notwendig. Hier gibt es nichts zu kritisieren.» Für den Schweizer Werkplatz sei wichtig, dass der Fall Crypto von Experten und Politikern unverzüglich aufgearbeitet werde.
Als Dachorganisation der Schweizer Cyber-Unternehmen setzt sich ICT Switzerland für die Schaffung einer unabhängigen Analysestelle für Cyberprodukte ein. Denn jedes Cyber-End-Produkt habe Komponenten verschiedener Hersteller aus In- und Ausland. Nur Kontrolle könne das Risiko von Manipulation minimieren.
Denn wie Geschäftsführer Andreas Kaelin erklärt: «Für den Erfolg der Schweiz ist es unabdingbar, dass das Vertrauen in unseren Werkplatz gewährleistet ist. Insbesondere müssen auch Schweizer ICT-Unternehmen als zuverlässige und vertrauenswürdige Partner im Ausland wahrgenommen werden.»
Schwesterfirma von Crypto in Baar
Sorgen um das Image macht sich auch die InfoGuard, eine Cyber-Security-Firma in Baar. Sie ging 1988 aus einer Zusammenarbeit von Crypto AG und der Ascom hervor, war danach eine Schwestergesellschaft und löste sich erst 2018 von der Crypto.
Die Frage drängt sich auf: Wusste die Chefetage von Infoguard über die manipulierten Geräte der Crypto Bescheid? «Es gab nie eine Einflussnahme auf Personen des Managements oder auf Mitarbeiter», heisst es auf Anfrage. Man setze auf Standardkomponenten führender internationaler Hersteller. «Über die Geschichte der ehemaligen Crypto AG bzw. der ersten Auflage der InfoGuard AG können sich die heutigen Vertreter der InfoGuard AG nicht äussern.»