Darum klappt in der Schweiz die CO2-Reduktion beim Verkehr nicht

Michael Bolzli
Michael Bolzli

Bern,

Die Schweiz wird ihre CO2-Ziele verfehlen. Grund ist hier primär der Verkehr. Hier hat der Ausstoss zugenommen.

Kohlenstoffdioxid Ausstoss Autos
Um gegen den Klimawandel anzukämpfen fordern die Umweltverbände einen Ausstieg aus den Verbrennungsmotoren. (Symbolbild) - Keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Der CO2-Ausstoss im Verkehr hat zwischen 1990 und 2018 um 1 Prozent zugenommen.
  • In der gleichen Zeit wurde bei den Gebäuden der CO2-Ausstoss um 34 Prozent reduziert.
  • Die Schweiz wird das CO2-Ziel bis Ende Jahr verfehlen.

Es ist eine Nachricht, welche diese Woche beinahe untergegangen ist: Die Schweiz hat 2018 die Treibhausgasemissionen nur ganz leicht gesenkt. Das Ziel, bis 2020 die Treibhausgasemissionen um 20 Prozent gegenüber 1990 zu senken, ist gemäss dem Bundesamt für Umwelt unrealistisch.

Immerhin: In mehreren Bereichen gab es Fortschritte. Bei den Gebäuden sanken die Emissionen um 34 Prozent gegenüber dem Jahr 1990, bei der Industrie um 14 Prozent. Im Fall der Gebäude liegt dies aber auch daran, dass die Winter seither milder geworden sind.

Düster sieht die Situation im Verkehr aus. Dort hat der CO2-Ausstoss seit 1990 gar um ein Prozent zugenommen.

Mehr Autos in der Schweiz

Wie kommt das? Eine Erklärung liefert der Fahrzeugbestand: 1990 waren in der Schweiz 2,9 Millionen Autos zugelassen. 2018 waren es bereits 4,6 Millionen.

Ein Plus von 55 Prozent. Damit ist in dieser Zeit der Fahrzeugbestand deutlich stärker gewachsen als die Bevölkerung, welche um 24 Prozent zulegte.

Tankstelle
Eine Zapfsäule an einer Tankstelle (Symbolbild) - AFP

Dass der Unterschied trotz massiv grösserer Fahrzeugflotte gering ist, hat zwei Gründe: Einerseits, weil die Spritpreise in der Schweiz im Vergleich zum nahen Ausland weniger attraktiv werden. Der Tanktourismus nimmt folglich ab und belastet die Umwelt-Rechnung weniger stark. Dazu kommt, dass die zugelassenen Fahrzeuge effizienter geworden sind.

Wobei hier langsam ein Ende der Fahnenstange in Sicht scheint. Die Effizienzsteigerung der Motoren wurde in den letzten Jahren primär auf dem Datenblatt gemacht, und nicht auf der Strasse.

Ein durchschnittlicher Neuwagen in der Schweiz verbraucht auf dem Papier aktuell zwar rund 30 Prozent weniger als noch 2007. Allerdings ist gemäss einer internationalen Studie die Abweichung der Normverbräuche deutlich angestiegen. 2007 lag diese noch bei 15 Prozent, 2018 bei 39 Prozent.

Gewiss ist entscheidend, welche Autos gekauft werden. SUV mit V8-Motoren verbrauchen nun mal mehr als Kleinwagen mit Dreizylinder unter der Haube. Doch selbst diese schaffen es nicht alle, die seit 2020 geltenden CO2-Anforderungen zu erfüllen.

Elektro- und Wasserstoffautos

Und künftige sowieso nicht. Bis 2050 will die Schweiz CO2-neutral sein. Wie soll das also gehen? Mit Benzin- und Dieselmotoren gewiss nicht.

Für WWF-Sprecherin Marie Seidel ist der Fall klar: «De facto heisst das, dass der Grossteil der Neufahrzeuge elektrische Antriebe haben müssen und der Strom Ökostrom sein muss.» Künftige Alternativen seien auch Wasserstofffahrzeuge. «Wobei auch der Wasserstoff mit Ökostrom produziert werden müsste.»

Wasserstoff
Coop testet seit 2016 Wasserstoff-LKW. - Keystone

Der Bund kann dafür Anreize setzen, doch schlussendlich entscheiden die Kunden. Gefragt seien darum die Händler, findet Seidel. «Die Autoverkäufer müssen beginnen, E-Autos zu verkaufen und deren Vorteile für den Klimaschutz und das Portemonnaie herauszustreichen.»

Wer heute mit einem Stromer fährt, hat bereits ab 10'000 Kilometer pro Jahr tiefere Kosten als mit einem vergleichbaren Benzin- oder Dieselmotor.

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