Hat das Wasserstoff-Auto überhaupt eine Chance?
Gemäss eine Studie hat das Elektroauto eine bessere Umweltbilanz als das Wasserstoff-Fahrzeug. Trotzdem sieht die Branche in der Technologie viele Vorteile.
Das Wichtigste in Kürze
- Als Alternative zum Elektroauto wird das Wasserstoff-Fahrzeug gehandelt.
- Gemäss einer Studie des Paul-Scherrer-Instituts hat das E-Auto die beste Ökobilanz.
- Bis 2023 soll es in der Schweiz ein flächedeckendes Wasserstoff-Tankstellennetz geben.
Das Urteil ist eindeutig: Wer möglichst umweltfreundlich Autofahren will, fährt Elektroauto. Zu diesem Schluss eine Studie des Schweizer Paul-Scherrer-Instituts, welche im Auftrag des Bundesamts für Energie erstellt wurde.
Die Untersuchung ist umfassend: Nicht nur der Energieverbrauch des Autos, sondern auch die Herstellung des Fahrzeuges und der Energie wurden berücksichtigt. Mitgerechnet wurde auch der Strassenbau selbst.
Das Elektroauto kommt so auf 122 Gramm CO2-Äquivalente pro gefahrenen Kilometer. Auf Platz zwei deutlich abgeschlagen ist das Brennstoffzellen-Auto mit 186 Gramm CO2 pro Kilometer. Das ist zwar besser als ein Benziner (293 Gramm CO2), aber nur knapp weniger als Erdgas-Fahrzeug mit 199 Gramm CO2.
Auch auf die Zukunft gesehen holt die Brennstoffzelle nicht auf. Für das Jahr 2040 prognostizieren die Forscher beim E-Auto einen Ausstoss von 101 Gramm pro Kilometer, beim Wasserstoff-Auto 155 Gramm. Eine Studie aus Deutschland kam Ende 2019 zu einem ähnlichen Ergebnis.
Nur zwei Wasserstoff-Tankstellen in der Schweiz
Heute gibt es in der Schweiz nur zwei Wasserstoff-Tankstellen. Bis 2023 will der Förderverein H2 Mobilität (Agrola, Avia, Coop, Tamoil, Migrol und Co.) ein flächendeckendes Tankstellennetz betreiben. Doch ist die Branche angesichts der Tatsache, dass E-Mobilität der umweltfreundlichere Antrieb ist, damit nicht auf dem Holzweg?
Dem Widerspricht Philipp Dietrich. Er ist Chef von H2 Energy, einem Beratungsunternehmen mit Fokus auf Wasserstoff-Mobilität. «Die Studie zeigt auf, dass für klimaschonende Mobilität erneuerbare Energie zentral ist, um heute vorherrschende fossile Treibstoffe zu ersetzen.»
Das Marktspektrum sei divers, dass es Anwendungen gebe, die sehr gut mit batterie-elektrischen Antrieben abgedeckt würden. «Es gibt aber auch Marktsegmente, die vorteilhaft mit H2 beliefert werden.» Meinen dürfte er damit etwa Schwertransporte oder Fernbusse, welche auf langen Strecken fahren. Der H2 Förderverein will bis 2023 rund 1000 Brennstoffzellen-LKW in die Schweiz bringen. Diese werden etwas für Coop und Migros im Einsatz sein.
Weiterer Vorteil für die Wasserstoff-Mobilität: Bei erneuerbaren Energien ist die produzierte Menge witterungsabhängig. So kommt es an Spitzentagen immer wieder zu einem Überangebot, der Strom verpufft. Statt diesen zu verschwenden, ist es möglich, damit Wasserstoff zu produzieren. «Es kann dabei sichergestellt werden, dass nur erneuerbarer Strom verwendet wird», kommentiert Dietrich.
Hoher Druck im Tank
Der Wasserstoff wird mit einem Druck von bis 700 Bar im Tank gespeichert. Ein Risiko? Dietrich gibt Entwarnung, die Tanks hätten eine sehr hohe Festigkeit. «Die Nutzungsgewohnheiten werden sich ergeben, wenn die Leute erkennen, wie einfach das Tanken von 600 oder mehr Kilometer Reichweite in 5 Minuten, sein kann, ohne dann anschliessend wieder viel CO2 und andere Schadstoffe zu emittieren.»
Das Rennen um die Mobilität der Zukunft ist nicht entschieden. Doch das E-Auto hat Vorsprung: Letztes Jahr wurden 13'165 Elektroautos in der Schweiz verkauft. Die Brennstoffzellen-Fahrzeuge schafften es nur auf 25 Stück. Neben fehlenden Tankstellen dürfte die bescheidene Auswahl und die Basispreise von 90'000 Franken die Kundschaft abschrecken.