Darum sind Schweizer Warenhäuser so massiv unter Druck

Michael Bolzli
Michael Bolzli

Zürich,

Filialen schliessen, Umsätze schrumpfen. Schweizer Warenhäuser erleben harte Zeiten. Doch aufgeben sollte man die Konsumtempel nicht.

Bellevueplatz
Ab 2022 wird am Bellevue kein Käse mehr verkauft – Globus muss den Standort in Zürich räumen. - Keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • In den letzten acht Jahren ist der Umsatz Schweizer Warenhäuser merklich eingebrochen.
  • Gerade der Online-Handel bringt die Unternehmen unter Druck.
  • Warenhäuser setzen darum vermehrt auf den Faktor «Erlebnis».

2019 war für Globus alles andere als ein gutes Jahr. Im Frühjahr sorgte die Warenhaus-Kette für Schlagzeilen, weil sie der Besitzerin Migros einen 90-Millionen-Abschreiber bescherte.

Ende Juni dann der Knall: Die Migros kündigte an, die schicke Warenhauskette verkaufen zu wollen. Und die schlechten Nachrichten wollen nicht abnehmen. Heute berichtet der «Tages-Anzeiger», dass die Filiale am Prestigestandort beim Bellevue in Zürich verschwinden wird.

Grund: Die Immobilienbesitzerin PSP Swiss Property will die komplette Liegenschaft sanieren. Der Mietvertrag läuft deswegen 2022 aus, weil das Gebäude zwischenzeitlich nicht nutzbar ist. Globus will an den Standort nach dem Umbau zurückkehren. Zu welchen Konditionen steht in den Sternen.

Manor Swiss Life
Um das Manor-Warenhaus an der Bahnhofstrasse in Zürich wird seit Jahren gestritten. - Keystone

Für einen Vermieter dürften mehrere kleinere Läden als Mieter attraktiver sein als ein mehrstöckiges Warenhaus. Das zeigt der Fall Manor an der Zürcher Bahnhofstrasse.

Zoff um höhere Miete

Lebensversicherer Swiss Life will die Mieterin loswerden und das Warenhaus in Büros und Boutiquen verwandeln. Die Kündigung wurde vor Jahren verschickt. Das Basler Unternehmen wehrt sich lautstark dagegen, der Fall liegt aktuell bei mehreren Gerichten.

Warenhäuser gibt es immer weniger. Aktuell betreiben Manor, Coop, Globus, Loeb und Jelmoli zusammen 108 Konsumtempeln. Acht Jahre zuvor waren es noch 123, wie Zahlen des Marktforschers Gfk zeigen.

Der Zeitgeist spricht gegen die Warenhäuser. Vermehrt kaufen Schweizer im Netz ein, statt in der Innenstadt. Alleine letztes Jahr legte der Umsatz der Internet-Händler um zehn Prozent zu. Die Umsätze im Detailhandel stagnieren hingegen, bei den Warenhäusern sind sie rückläufig.

Coop City setzte 2010 noch 949 Millionen Franken um, letztes Jahr noch 768 Millionen. Bei Globus sank währen dieser Zeitspanne der Umsatz von 735 auf 653 Millionen Franken. Manor kommuniziert keine Zahlen mehr, Kenner schätzen für 2018 den Umsatz auf rund 2,4 Milliarden Franken. Das ist eine halbe Milliarde weniger als noch 2010.

Coop City
Coop bietet den Kunden eine «Zufriedenheitsgarantie». - Keystone

Warenhäuser seien in einer Transformationsphase, schreibt Gfk in ihrem aktuellen Detailhandels-Bericht. «Sie müssen einerseits digital präsenter und attraktiver werden und anderseits in ihre stationären Stärken investieren.»

Mehr Shopping-Erlebnis

Das passiert durchaus. Globus hat radikal ausgemistet. Die Marke Schild wurde beerdigt, heute ist der Auftritt einheitlich. Coop hat seine Warenhäuser verschönert, den Kleiderbereich verkleinert. Dafür setzt das Unternehmen vermehrt auf Near-Food, vor allem Körperpflege.

Damit die Kundschaft in die Läden kommt, setzen Warenhäuser — gerade im höheren Preissegment — neu verstärkt auf den Erlebnis-Faktor. In den hauseigenen Restaurants wird das Essen vor dem Kunden zubereitet, in der Kleider-Abteilung gibt es zum Anprobieren einen Espresso. Da können Amazon und Galaxus nicht mithalten.

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