Darum will die BKW nicht unter den Rettungsschirm
Auf Gesuch des Stromkonzerns Axpo aktiviert der Bundesrat den Rettungsschirm. Konkurrentin BKW gibt sich zuversichtlich, diesen nicht zu benötigen.
Das Wichtigste in Kürze
- Der Bundesrat hat für den Stromkonzern Axpo den Rettungsschirm aktiviert.
- Ob das Unternehmen tatsächlich davon Gebrauch machen wird, ist noch unklar.
- Die BKW findet dies nicht das richtige Mittel und schliesst diese Option für sich aus.
Noch bevor das Parlament ihn beschlossen hat, aktiviert Energieministerin Simonetta Sommaruga den Rettungsschirm für die Stromkonzerne. Per Notrecht stellt der Bundesrat der Axpo am Dienstag nach einer ausserordentlichen Sitzung ein Kreditrahmen von vier Milliarden zur Verfügung. Beansprucht hat der Stromproduzent diesen noch nicht, kann dies nun aber kurzfristig jederzeit tun.
Am selben Tag präsentierte die Konkurrentin BKW das Halbjahresergebnis mit einem Reingewinn von 191 Millionen Franken. Mit knapp einer Milliarde Franken an flüssigen Mitteln und einer Eigenkapitalquote von 28 Prozent sieht sich der Konzern per Ende Juni 2022 gut aufgestellt. Finanzchef Ronald Trächsel verkündete deshalb zuversichtlich, sein Unternehmen werde die Finanzhilfe nicht beanspruchen: «Wir halten den Rettungsschirm nicht für das richtige Mittel.»
Wie kommt es, dass die kleinere BKW ohne schützende Hand des Bundes auskommt, während Alpiq bereits im Dezember den Alarmknopf betätigte und nun auch die Axpo bei Sommaruga anklopft?
BKW weniger stark von Strombörse abhängig
Die Liquiditätsengpässe hängen mit den Absicherungsgeschäften zusammen, die die Konzerne als Sicherheitsleistungen an den Energiebörsen deponieren müssen. Diese dienen als Absicherung vor einem möglichen Ausfall und werden bei der Lieferung des vereinbarten Stroms zurückerstattet. Bei den derzeit historisch hohen Energiepreise müssen entsprechend hohe Beträge hinterlegt werden.
Die Axpo als Grossproduzentin verkauft ihren Strom hauptsächlich an den Strombörsen. Die BKW ist gemäss ihrem Finanzchef Trachsel viel weniger an der Strombörse exponiert. Sie beliefert auch Kunden in der Grundversorgung zu regulierten und somit stabileren Preisen. Durch das kleinere Handelsvolumen muss sie auch weniger Geld als Sicherheit hinterlegen.
Stromtarif bleibt 2023 fast unverändert
Die BKW kann ausserdem die Haushalte komplett mit Strom aus den eigenen Kraftwerken versorgen. Der Konzern ist also weniger den Marktrisiken ausgesetzt. Davon profitieren auch die Endkunden, denn anders als die meisten Schweizer Stromversorger, erhöht die BKW die Stromtarife für das kommende Jahr nur marginal. Und dies auch nur, weil sie die Tariferhöhung der nationalen Netzbetreiberin Swissgrid an die Kunden weitergibt.
Auch wenn der Berner Stromkonzern nicht direkt vom Rettungsschirm Gebrauch machen will, werden ihm dadurch wahrscheinlich Kosten entstehen. Derzeit ist eine Bereitstellungspauschale für die Kredite von 19 Millionen vorgesehen. Doch das letzte Wort hat das Parlament, das sich der Vorlage während der Herbstsession annehmen wird.