Deutsche Inflationsrate sinkt im Januar unerwartet
Die Inflation in Deutschland sank im Januar überraschend auf 2,3 Prozent, so das Statistische Bundesamt.
Der Preisdruck auf die Menschen in Deutschland ist überraschend zurückgegangen. Die Inflationsrate fiel im Januar deutlich auf 2,3 Prozent. Dies teilte das Statistische Bundesamt anhand vorläufiger Daten mit.
Noch im Dezember waren die Konsumentenpreise um 2,6 Prozent gegenüber dem Vorjahresmonat gestiegen. Vor allem, weil sich Dienstleistungen und Lebensmittel verteuert hatten. Von Dezember auf Januar sanken die Konsumentenpreise um 0,2 Prozent.
Zu Jahresbeginn waren Tanken und Heizen billiger als ein Jahr zuvor. Energie verbilligte sich um 1,6 Prozent und dämpfte so die Inflationsrate. Zudem schwächte sich im Januar der Anstieg der Lebensmittelpreise auf 0,8 Prozent ab, nachdem es im Dezember hier noch ein Plus von 2,0 Prozent gegeben hatte.
Trotz CO2-Preis und Ticketkosten: Inflation sinkt deutlich
«Für Verbraucher beginnt das Jahr mit einer positiven Meldung», sagte Michael Heise, Chefökonom beim Vermögensverwalter HQ Trust. «Preisermässigungen bei Nahrungsmitteln und Pauschalreisen gegenüber Dezember 2024 haben dazu wesentlich beigetragen.»
Dass der Preisauftrieb im neuen Jahr noch erhöht bleiben würde, hatten viele Ökonomen erwartet – nicht aber einen solch deutlichen Rückgang. Denn die Anhebung des CO2-Preises je Tonne Kohlendioxid (CO2) von 45 auf 55 Euro zum 1. Januar 2025 verteuert Benzin, Heizöl und Gas tendenziell. Zudem ist der Preis für das Deutschlandticket, das bundesweit Fahrten in Bussen und Regionalbahnen ermöglicht, gestiegen.
Industrie hält Preise stabil, Dienstleister planen Erhöhungen
Zwar plane die Industrie seltener, die Preise zu erhöhen, zeigt eine neue Erhebung des Ifo-Instituts. Dafür wollten konsumnahe Dienstleister wie Hotels, Reisebüros und der Einzelhandel häufiger die Preise anheben, etwa für Spielwaren, Bekleidung, Blumen.
«Damit dürfte die Inflationsrate auch in den kommenden Monaten bei etwa 2,5 Prozent und damit über dem Ziel der Europäischen Zentralbank liegen.» Dies sagt Ifo-Konjunkturchef Timo Wollmershäuser.
Für den Euroraum insgesamt gelten 2,0 Prozent Inflation als Preisstabilität. Denn wenn Preise dauerhaft sinken, könnten Unternehmen und Konsumenten Investitionen aufschieben in der Erwartung, dass es bald noch billiger wird.
Ökonomen erwarten 2025 Inflationsrate leicht über zwei Prozent
Auch wenn Preise zu stark steigen, ist das Gift für die Konjunktur. Dann verlieren Konsumenten Kaufkraft, weil sie sich für einen Euro immer weniger leisten können und ihr Geld lieber zusammenhalten. Auf Jahressicht erwarten Ökonomen für Deutschland eine durchschnittliche Inflationsrate von etwas über zwei Prozent und damit auf ähnlichem Niveau wie 2024.
Damals lag die Inflationsrate in Europas grösster Volkswirtschaft im Schnitt bei 2,2 Prozent. Seit Monaten verteuern sich Dienstleistungen wie Versicherungen, Flugtickets und Gaststättenbesuche in Deutschland überdurchschnittlich. Im Januar zogen die Preise in diesem Bereich um 4,0 Prozent an nach 4,1 Prozent im Dezember.
Ohne die schwankungsanfälligen Preise für Energie und Nahrungsmittel errechneten die Statistiker für Januar 2025 eine Inflationsrate von 2,9 Prozent. Diese Kerninflation bildet die grundlegende Teuerung ab und stellt den Inflationstrend nach Meinung vieler Ökonomen besser dar als die Gesamtrate.