Diese Regeln müssen Sie beim Homeoffice beachten
Wegen der Corona-Krise arbeiten viele Schweizer von daheim aus. Ein Experte erklärt, was man dabei beachten muss.
Das Wichtigste in Kürze
- Regelmässige Pausen sind bei Homeoffice Pflicht.
- Der Experte empfiehlt einen fixen Arbeitsplatz beim Homeoffice.
Hunderttausende Schweizer arbeiten diese Tage von daheim aus. Neudeutsch spricht man von Homeoffice. Doch was gilt es dabei zu beachten? Nau.ch hat bei Hartmut Schulze, Professor für Arbeitspsychologie an der FHNW, nachgefragt.
«Grundsätzlich eignet sich Homeoffice vor allem für zurückgezogene Stillarbeit», erklärt Schulze. Also etwa das Schreiben von Berichten oder konzeptionelle Arbeit. Weniger sei Homeoffice für Teamarbeit geeignet.
«Zusammenarbeit ist mehr als nur Meetings abhalten.» Wichtig sei auch der ungeplante, informelle Austausch. «Das ist bei Homeoffice trotz aller Kollaborationsplattformen doch eingeschränkt.»
Fixer Arbeitsplatz ist sinnvoll
Er rät für ein gesundes Homeoffice einen Arbeitsplatz mit externem Bildschirm in einem eigenen Zimmer oder einer Wohnungsnische einzurichten. Hinderlich sei es, wenn kein fester Ort existiere. «Der beispielsweise durch Familienangehörige erzwungene Wechsel zwischen Esstisch, Wohn- und Schlafzimmer ist ungünstig und belastend.»
Trotzdem empfiehlt er, nicht ständig am Arbeitsplatz zu sitzen. Auch im Homeoffice sollte man den Platz wechseln, um etwa auf dem Sofa etwas zu lesen. «Immer vor dem Hintergrund, dass der Grossteil der Arbeit an einem möglichst ergonomisch eingerichteten Bildschirmarbeitsplatz erfolgt.»
Im Homeoffice werden Pausen öfter für Haushaltsarbeiten oder die Essensvorbereitung genutzt. «In einer eigenen Studie konnten wir feststellen, dass man sich nach einer solchen Pause nicht erholt fühlt.» Schulze empfiehlt nach 45 Minuten eine Kurzpause und nach zwei kurzen eine längere Pause einzulegen.
Laut der Forschung ist Homeoffice von 1,5 bis 2,5 Tagen pro Woche für Gesundheit und Produktivität optimal. «Bei ununterbrochenem Homeoffice sehe ich ganz praktische Herausforderungen wie etwa die Aufrechterhaltung einer Tagesstruktur.» Schulze empfiehlt darum ausreichend Bewegung, eine gute Planung und Organisation.
Arbeit und Freizeit vermischt sich
Durch ununterbrochenes Homeoffice entstehe die Gefahr, Arbeit und Freizeit zu vermischen. «Hier helfen einerseits Vereinbarungen auf der organisationalen Ebene, dass eben Mails, sonstige Anfragen von Chefs oder Kollegen ausserhalb der Arbeitszeiten erst am nächsten Tage gelesen und beantwortet werden müssen.»
Andrerseits könnten Rituale helfen, um den Übergang vom Freizeit in den Arbeitsmodus zu fördern. «Manche kleiden sich im Homeoffice businessmässig, wenn sie arbeiten wollen.» Auch die räumliche Distanz zwischen Arbeitszimmer zu Hause und dem Freizeitbereich können die psychische Distanzierung fördern. «Auch wenn es nicht viele Meter sind.»
Bei langem Homeoffice besteht die Gefahr der sozialen Isolation. «Der soziale Austausch mit den KollegInnen stellt eindeutig eine zentrale psychische Ressource dar und kann für einen Ausgleich gegenüber Stress und Druck sorgen», erklärt Schulze. «Da dies nun über längere Zeit eingeschränkt ist, kommt es darauf an, über andere, virtuelle Wege den sozialen Austausch zu ermöglichen.»
Etwa über die Vereinbarung von täglichen Kernzeiten, an denen möglichst viele Mitarbeitende zur gleichen Zeit arbeiten. Das könne zu einer gefühlten Verbindung führen. «Auch gemeinsame virtuelle Kaffeepausen über Videochats oder Textchats können den sozialen Austausch fördern.»