Economiesuisse erwartet weiterhin verhaltenes Wirtschaftswachstum
Die Schweizer Konjunktur zeigt keine Anzeichen einer Beschleunigung, mit nur verhaltenem Wachstum in Aussicht.
Bei der Schweizer Konjunktur ist keine Beschleunigung in Sicht. Angesichts von schwacher Nachfrage und drohenden Handelsstreitigkeiten rechnet Economiesuisse nur mit einem verhaltenen Wachstum der hiesigen Wirtschaft.
Die weltwirtschaftliche Situation werde sich auch im nächsten Jahr nicht entscheidend verbessern, erklärte der Dachverband der Schweizer Wirtschaft.
Damit bleibe die Schweizer Wirtschaft auch im 2025 etwas unter ihrem Potenzial. Für das auslaufende Jahr 2024 hat Economiesuisse derweil ihre bisherige Prognose von 1,1 Prozent BIP-Wachstum bestätigt.
«Die geopolitischen Spannungen belasten das Weltwirtschaftswachstum und damit die Schweizer Exportwirtschaft», schreibt der Verband. Die Nachfrage sei schwach, insbesondere in Europa.
Das Wachstum der Exporte dürfte sich von 1,7 Prozent in diesem Jahr auf nur noch 1,0 Prozent im 2025 verringern, schätzt Economiesuisse.
Zudem ist die Inflation tief. Der Dachverband rechnet mit einem Rückgang der Teuerung von 1,3 Prozent in diesem Jahr auf noch 0,8 Prozent im Durchschnitt im nächsten Jahr.
Wachstum 1,4 Prozent im nächsten Jahr
Economiesuisse erwartet nur ein verhaltenes Wachstum der Schweizer Wirtschaft von 1,4 Prozent im nächsten Jahr. Dieses sei angesichts der ruppigen Weltmärkte und der grossen Unsicherheiten aber gar nicht so schlecht, sagt Chefökonom Rudolf Minsch im Interview mit AWP Video.
«Wenn alles rund läuft und sich die Politik einigermassen beruhigt, sollte die Schweiz per 2026 wieder ihr Potenzialwachstum von 1,5 bis 1,6 Prozent erreichen», so Minsch. Die Unternehmen seien bereit, zu liefern und Aufträge abzuarbeiten.
Zollerhöhungen des neuen US-Präsidenten Donald Trump könnten die Schweizer Exportwirtschaft derweil belasten. «Zölle sind immer schlecht für das Geschäft», sagt Minsch. Der Chefökonom erwartet aber keine breite «Zolleskalation», sondern nur punktuelle Zölle.
Dass gleichzeitig der wichtige Handelspartner Deutschland schwächelt, spürten hierzulande vor allem die Maschinen- und Chemieindustrie. «In diesen Sektoren werden die negativen Auswirkungen auch 2025 anhalten.»
Die Weltmärkte fragmentierten sich weiter in Handelsblöcke und einzelne Märkte, die sich voneinander abschotten würden, so Economiesuisse. Dies werde sich auch mit der Übernahme der Regierungstätigkeit durch den neuen US-Präsidenten Donald Trump nicht ändern. Vielmehr würden wohl weitere Handelsbarrieren errichtet, die mit Gegenmassnahmen anderer Länder begleitet würden.
Breite Diversifikation hilft in unsicheren Zeiten
«Sehr problematisch wäre es, wenn es wirklich zu einer Zolleskalation käme», sagte Minsch. Wenn also Donald Trump Zölle erhebe und die EU sowie andere Länder Gegenmassnahmen ergreifen würden und die Schweiz irgendwo zwischen Hammer und Amboss käme.
Im Moment gehe er aber nicht davon aus, dass es zu einer Eskalation komme. Aber es würden sicher punktuell Zölle erhoben, auch um zu testen, was damit erreicht werden könne. «Aber jeder Zollsatz, der erhoben wird, ist schlecht», sagte Minsch.
Eine kleine, offene Volkswirtschaft wie die Schweiz sei von solchen Entwicklungen speziell betroffen. «Wir sind darauf angewiesen, dass wir einen guten Zugang zu ausländischen Märkten haben», sagte Minsch. Die Nachfrage sei schon schwach, insbesondere in Europa.
Insgesamt aber behaupte sich die Schweizer Exportindustrie durch den Fokus auf hochspezialisierte Nischenprodukte und innovative Spezialitäten. Die breite Diversifikation mit einem guten Branchenmix und einer weltweiten Orientierung helfe in unsicheren Zeiten.
Binnenwirtschaft wächst solide
«Wenn die Nachfrage beispielsweise in der europäischen Automobilindustrie schwach ausfällt, ist dies für die Schweiz zwar problematisch, nicht aber existenzbedrohend, weil andere Märkte zumindest teilweise kompensierend wirken», erläuterte Economiesuisse.
Die Schweizer Binnenwirtschaft wachse hingegen solide. Sie könne sich auf eine stabile Konsumnachfrage stützen. Die privaten Haushalte profitieren von Reallohnerhöhungen und tiefer Arbeitslosigkeit. Der Privatkonsum dürfte im nächsten Jahr um 1,6 Prozent zulegen. Auch der Staat konsumiere kräftig.
Viele Branchen, die mehrheitlich binnenwirtschaftlich orientiert sind, entwickeln sich laut dem Verband nach einem guten 2024 auch 2025 positiv: Der Bau und besonders das Ausbaugewerbe, der Gross-, Detailhandel, die Gesundheitsbranche, das Beratungswesen oder Informatik & Telekom dürften insgesamt zulegen. Schwieriger werde es für das Druck- und Verlagswesen.
Zudem sei die Inflation tief. Der Dachverband rechnet mit einem Rückgang der Teuerung von 1,3 Prozent in diesem Jahr auf noch 0,8 Prozent im Durchschnitt im nächsten Jahr. Damit sei die Inflation rascher gesunken als erwartet. Deshalb rechne er mit einer Zinssenkung der Schweizerischen Nationalbank (SNB) um einen Viertelprozentpunkt in der nächsten Woche, sagte Minsch.