Einwanderer aus der EU kommen vor allem wegen Jobs zu uns
2023 wanderten fast 30 Prozent mehr Personen aus der EU in die Schweiz ein als im Jahr davor. Das hat vor allem mit der Arbeit zu tun.
Das Wichtigste in Kürze
- Die Zuwanderung aus der EU in die Schweiz hat beinahe ein Rekordniveau erreicht.
- Die Einwanderer kommen laut einem Bericht vor allem zum Arbeiten.
- Laut dem Seco ist die Schweiz auf die hohe Zuwanderung angewiesen.
Die Zuwanderung in die Schweiz ist auf einem ausserordentlich hohen Niveau. Im Jahr 2023 kamen alleine aus der EU 68'000 Menschen in die Schweiz, was einem Anstieg von 29 Prozent gegenüber dem Vorjahr entspricht. Seit das Abkommen zur Personenfreizügigkeit 2002 in Kraft trat, ist das fast Rekord.
Diese Angaben sorgen bei einigen Schweizerinnen und Schweizern für Bedenken, etwa dass Zugewanderte ihnen Jobs wegnehmen und die Sozialleistungen ausnutzen könnten. Diese Vorurteile sind jedoch durch Zahlen widerlegbar, wie ein Bericht des Staatssekretariats für Wirtschaft (Seco) zeigt, über den «CH Media» berichtet.
71 Prozent der Zuwanderer aus EU- und EFTA-Staaten kamen demnach 2023 wegen eines Jobs in die Schweiz. Die meisten hatten aber bereits eine Anstellung bei ihrer Einreise. 18 Prozent kamen aufgrund von Familiennachzug, 7 Prozent für Ausbildung und 4 Prozent aus anderen Gründen. Der Anteil der Erwerbszuwanderung hat laut dem Seco in den vergangenen Jahren in der Tendenz zugenommen.
Schweiz ist besonders stark von Zuwanderung abhängig
Laut Boris Zürcher vom Seco treibt der Jobmarkt die Zuwanderung an. Hohe Zuwanderung und wachsende Beschäftigung würden Hand in Hand gehen, sagte der Experte am Montag bei der Präsentation des Berichts. Die Schweiz zeichnet sich demnach ebenso wie andere Länder mit einer hohen Arbeitsmigration durch ein starkes Beschäftigungswachstum aus.
Im Vergleich mit Belgien, Österreich, Norwegen und den Niederlanden verzeichnet die Schweiz aber eine höhere Pro-Kopf-Zuwanderung und ist das drittwichtigste Zielland für Arbeitszuwanderung in Europa – nach den deutlich bevölkerungsreicheren Ländern Deutschland und Spanien.
Wie Zürcher am Montag weiter erklärte, sei das Beschäftigungswachstum gerade in der Schweiz besonders stark von der Zuwanderung abhängig. Das liegt an der alternden Bevölkerung und dem bereits ausgeschöpften inländischen Arbeitskräftepotenzial.
Die Arbeitslosigkeit war hierzulande 2023 mit 2 Prozent historisch niedrig, die Erwerbsquote im internationalen Vergleich aber mit 82 Prozent sehr hoch. Laut dem Seco-Experten könnten Länder mit niedrigerer Erwerbsquote «etwas gelassener» auf demografische Entwicklungen blicken.
Schweiz profitiert auch wirtschaftlich von Zuwanderung
Gemäss dem Seco decken Zuwanderer die Nachfrage nach «denjenigen Arbeitskräften, die im Inland nicht oder nicht in ausreichender Zahl verfügbar waren». Das gilt sowohl im hochqualifizierten Bereich wie IT und wissenschaftliche Dienstleistungen als auch in Tieflohnbranchen wie Gastgewerbe, Bau und Industrie.
Der Seco-Bericht zeigt weiter, dass die Schweiz von der Zuwanderung wirtschaftlich profitiert. Sie ist laut Zürcher entscheidend für das Beschäftigungswachstum und den Erhalt von Wettbewerbsfähigkeit und Wohlstand.
Auch die Sozialversicherungen profitieren: Stand 2021 finanzierten EU- und EFTA-Staatsangehörige 26,3 Prozent der Leistungen der 1. Säule (AHV, IV und Erwerbsersatz), erhielten aber nur 13,4 Prozent der ausbezahlten Leistungen. Auch langfristig bleibt die Zuwanderung in Bezug auf die 1. Säule vorteilhaft, wie eine Studie bis 2070 zeigt.
Der Anteil der EU- oder EFTA-Staatsangehörigen die Sozialhilfe beziehen (2,3 Prozent) ist leicht höher als bei Schweizern (1,9 Prozent). Dieser Anteil hat aber in den letzten Jahren abgenommen.