Eine Nachwahlbefragung zeigt, mit welchen Themen und bei welchen Parteien die Sieger der Wahlen 2023 Stimmen holen konnten.
Reto Nause Wahlen 2023
Der Stadtberner Gemeinderat Reto Nause (Mitte) freut sich über seine Wahl in den Nationalrat am 22. Oktober 2023 im Rathaus in Bern.
Thomas Stettler Wahlen 2023
Thomas Stettler, frischgebackener SVP-Nationalrat für den Kanton Jura, wird von seiner Frau Nicole beglückwünscht.
Aline Trede Natalie Imboden
Die wiedergewählte Fraktionschefin der Grünen, Aline Trede, tröstet die abgewählte Natalie Imboden, kurz nach Bekanntgabe der Wahlresultate am 22. Oktober 2023 im Rathaus in Bern.
Katja Christ Grünliberale GLP
Freudentränen bei der wiedergewählten Nationalrätin Katja Christ (GLP/BS) im Wahlforum für den Kanton Basel-Stadt am 22. Oktober 2023.
Hasan Candan David Roth
Die neuen Luzerner Nationalräte David Roth (links) und Hasan Candan (rechts), beide SP, freuen sich am Wahlsonntag im Regierungsgebäude von Luzern.

Das Wichtigste in Kürze

  • Die Nachwahlbefragungen zeigen, welche Partei wo aus welchen Gründen Stimmen holen konnte.
  • Die SVP hat bei den Wahlen 2023 besonders gut mobilisiert, dank dem Thema Zuwanderung.
  • Die SP profitierte von vielen enttäuschten ehemaligen Grünen-Wählenden.
Ad

Die Wahlen 2023 kannten zwei klare Sieger, die SVP und SP, und mit den Grünen eine klare Verliererin. Die Schweizer Wahlstudie «Selects» der Universität Lausanne hat mit Nachwahlbefragungen eruiert, welche Wahlkampf-Themen und Bevölkerungsgruppen dafür verantwortlich sind.

Zuwanderung und wechselnde Grünen-Wähler

Dabei zeigt sich: Die SVP konnte mit den Themen «Zuwanderung» und «Asyl» ihre Stammwählerschaft ausgezeichnet mobilisieren. Selbst frühere FDP-Wähler liessen sich davon überzeugen und wählten so die Volkspartei. Knapp 90 Prozent der eigenen Basis und 14 Prozent FDP-Wähler konnten so gewonnen werden. In geringerem Ausmass, mit sieben Prozent, wechselten auch Mitte-Wähler das Lager.

Nachwahlbefragung Wählerwanderung Selects Fors
Welche Wählenden blieben bei den Wahlen 2023 treu, welche wechselten? Ergebnisse der Nachwahlbefragung. Lesebeispiel: Von jenen, wählten 88% wiederum die SVP, 4% wechselten 2023 hingegen zur FDP, 4% zur Mitte, 2% zu übrigen Parteien und 1% zur GLP. - Selects – FORS

Der SP gelang es erfolgreich, sich als ökologische Alternative zu den Grünen zu etablieren. Das überzeugte selbst einige Prozent, die 2019 noch die Grünliberalen wählten. Bei der Mobilisierung ihrer Basis profitierte die SP von den zentralen Themen während dem Wahlkampf: Die schwindende Kaufkraft und die steigenden Krankenkassenprämien.

Macht den Unterschied: Die junge Wählerschaft

Insbesondere die unter 25-Jährigen waren bei den Wahlen 2023 eine wichtige Gruppe. So zeigte sich in den Nachwahlbefragungen, dass die SP insbesondere diese bei den Grünen und Grünliberalen abwerben konnte. Darunter litt vor allem die GLP, die bei den 18- bis 24-Jährigen mit fünf Prozent am meisten Wähleranteile einbüsste.

Die SP verzeichnete in dieser Altersklasse umgekehrt den grössten Zuwachs. Zusammen mit der SVP ist sie bei den jüngsten Wählenden nun wählerstärkste Partei.

Wahlen 2023: Darum mussten FDP und Grüne unten durch

Die FDP verlor gemäss der Selects-Studie einerseits einen Fünftel ihrer ehemaligen Wählenden an die SVP. Gleichzeitig verliert die Partei aber auch an Wählerpotenzial: Immer mehr Wahlberechtigte können sich schon gar nicht vorstellen, FDP zu wählen.

Grüne Trede Glättli Mazzone
Der damalige Grünen-Präsident Balthasar Glättli (Mitte) spricht an der Seite Fraktionschefin Aline Trede und der jetzigen Präsidenin Lisa Mazzone am Wahltag zum schlechten Abschneiden der Grünen. - keystone

Davon profitieren kann die Mitte-Partei. Sie wurde nach der Fusion aus CVP und BDP und Umbenennung in «Die Mitte» für breitere Kreise wählbar. Auch Wechselwählende aus dem linken und rechten Lager konnten so gewonnen werden.

Die Grünen konnten nur noch auf etwas mehr als die Hälfte ihrer Wählerschaft von 2019 zählen. Gut ein Viertel entschied sich gemäss Studie stattdessen für die SP: Diese holte bei Öko-Themen massiv auf. Das zeigt sich bei Personen, die Umwelt- und Energiefragen als wichtigstes politisches Problem erachten. Bei diesen zog sie SP mit den Grünen gleich.

Ad
Ad

Mehr zum Thema:

Die MitteWahlkampfFusionUmweltStudieGLPBDPFDPSVPSPGrüneWahlen 2023