ETH-Knutti geht in AKW-Debatte auf Economiesuisse los

Laura Del Favero
Laura Del Favero

Zürich,

Der Schweiz droht Stromknappheit. Politik und Wirtschaft fordern deshalb ein Comeback der Kernenergie. Nun warnt ETH-Forscher Knutti vor fatalen Folgen.

Reto Knutti Energiekrise
Reto Knutti ist Klimaforscher an der ETH Zürich. - Keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Der Schweiz könnte gemäss einer Studie des Bundes eine Strommangel-Lage im Winter drohen.
  • Teile der Politik und Wirtschaft wollen sich deshalb nicht von der Kernenergie abwenden.
  • ETH-Forscher Reto Knutti rät stattdessen, die erneuerbaren Energien verstärkt zu fördern.

Die Schweiz steht vor der grössten Stromkrise ihrer Existenz. Weil das institutionelle Rahmenabkommen mit der Europäischen Union scheiterte, kann der winterliche Energiebedarf schon in weniger Jahren nicht mehr gedeckt werden.

Politik und Wirtschaft fordern deshalb ein Comeback der Atomkraftwerke. «Sie sind beinahe CO2-neutral, benötigen wenig Raum und liefern Strom in grossen Mengen», argumentiert «Economiesuisse» diese Woche. Auch die EU-Kommission stufte die Atomkraft heute erst als klimafreundlich ein.

Christoph Mäder Ecnonomiesuisse
Christoph Mäder, Präsident des Dachverbands der Schweizer Wirtschaft «Ecnonomiesuisse». - Keystone

Für ETH-Professor und Klimaforscher Reto Knutti ist dies jedoch der komplett falsche Ansatz. Kernkraftwerke seien zwar fast CO2-neutral, gesteht er, aber auf keinen Fall nachhaltig. «Sollte es zu einem Zwischenfall kommen, ist der Schaden potenziell katastrophal.» Und die Kosten dafür würden letztlich die Steuerzahler tragen.

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ETH-Knutti: «Kein Weg geht an erneuerbaren Energien vorbei»

Economiesuisse fordert in der Mitteilung zwar nicht explizit den Bau neuer Anlagen. In den letzten Wochen brachten aber einige Parteien die Thematik ins Spiel. Auch davon rät Knutti kategorisch ab.

Seine Hauptargumente: Bauzeit und Kosten. Viele Anlagen bräuchten heute dreimal so lange, bis sie wirklich einsatzbereit sind. Die Rede ist von mehreren Jahrzehnten. «Für den hiesigen Strommangel der nächsten Jahre kämen die neuen Kernkraftwerke also viel zu spät», schlussfolgert Knutti.

Akw
Dampf strömt aus dem Kühlturm des Kernkraftwerks Gösgen. Wegen der Energiekrise erhöht der Kanton Aargau seine Stromrpeise um 25 Prozent. - Keystone

«Fakt ist auch, dass die Kosten der erneuerbaren Energien rasant fallen. Kernenergie hingegen wird immer teurer.» Dass Economiesuisse in der Mitteilung aber kein Wort über einen möglichen Zubau von Solarzellen und Windrädern verliert, findet der Klimaforscher «höchst bedenklich».

«Natürlich bleibt bei den erneuerbaren Energien die Herausforderung, dass die Energie zur richtigen Zeit am richtigen Ort ist», fügt Knutti hinzu. «Aber wenn sich die Kosten für Kernenergie weiter steigen, dann führt kein Weg an den erneuerbaren Energien vorbei.»

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