Europaweitem Bezahlsystem EPI droht das Aus
Was als ambitioniertes Projekt startete, droht nun zu scheitern: Die European Payment Initiative (EPI). Erneut haben sich Unterstützer abgewendet.
Das Wichtigste in Kürze
- Das Projekt EPI soll es ermöglichen, europaweit mit Karte und Handy zu bezahlen.
- Anfangs unterstützten viele europäische Banken die EPI, doch immer mehr stiegen aus.
- Nun sind der Initiative weitere wichtige Unterstützer abhandengekommen.
Ein europäisches Bezahlverfahren ohne europäische Abdeckung? Dem Projekt EPI sind weitere gewichtige Unterstützer abhandengekommen. Deutschlands Sparkassen lassen sich dadurch vorerst nicht bremsen.
Der Bankeninitiative EPI zum Aufbau eines einheitlichen europaweiten Bezahlsystems droht das Aus. Mit der endgültigen Absage der DZ Bank und damit der Volks- und Raiffeisenbanken setzt sich der Exodus der deutschen Unterstützer des seit 2020 betriebenen Prestigeprojekts fort.
EPI verliert weitere Unterstützer
Der Bundesverband der Deutschen Volksbanken und Raiffeisenbanken (BVR) sowie die DZ Bank als genossenschaftliches Spitzeninstitut bestätigten am Mittwoch entsprechende Medienberichte. Trotz harten Ringens «um den besten Lösungsansatz für eine nächste gemeinsame Etappe» sei «keine gemeinsame Basis gefunden» worden.
«DZ Bank und BVR haben zum Abschluss der im Kreis der deutschen EPI-Stakeholder geführten Gespräche am Dienstag erklärt, dass auf der Basis des am 21. Februar 2022 hierzu zuletzt vorgelegten Vorschlags der EPI Interim Company eine Teilnahme der DZ Bank für die genossenschaftliche Finanzgruppe nicht möglich ist.»
Die European Payment Initiative (EPI) war 2020 von grossen Euro-Banken unter anderem aus Deutschland, Frankreich und Spanien gegründet worden. Sie wollten ein einheitliches europaweites System aufbauen, das das Bezahlen per Karte und Smartphone abdeckt, um der Kundschaft ein Konkurrenzangebot zu mächtigen US-Konzernen wie Paypal zu machen.
Keine staatlichen Gelder für das Projekt
An der EPI-Interimsgesellschaft hatten sich 31 Banken und 2 Zahlungsdienstleister beteiligt. Inzwischen haben sich jedoch viele Unterstützer abgewendet. In Deutschland stellten sich in jüngsten Aussagen nur noch die Deutsche Bank und die Sparkassen hinter das Projekt, die Commerzbank hatte schon im Januar ihren Rückzug bestätigt.
Zuletzt hatte sich dann auch noch die Hoffnung der Branche in Deutschland zerschlagen, die auf rund 1,5 Milliarden Euro veranschlagten Kosten für den Aufbau des europäischen Zahlungssystems zum Teil über staatliche Fördergelder zu decken.
«Auch im Zahlungsverkehr braucht Europa in Zukunft ein gemeinsames wettbewerbsfähiges Angebot», bekräftigte der Deutsche Sparkassen- und Giroverband (DSGV) am Mittwoch.
«Die Sparkassen-Finanzgruppe hat deshalb von Beginn an die Initiative für den Aufbau eines gemeinsamen europäischen Zahlungsverkehrssystems in Europa unterstützt und dafür in der europäischen Kreditwirtschaft nachdrücklich geworben. Wir stehen weiterhin zu dieser Zielsetzung und sehen uns darin durch die Wünsche von Händlern und Konsumenten sowie die Positionen der Politik in Europa sehr bestätigt.»
Erfolg hängt von Unterstützung im Markt ab
In einer ersten Stellungnahme hatte der DSGV erklärt: «Der Erfolg von EPI ist allerdings massgeblich davon abhängig, dass es im deutschen Markt eine breite Unterstützung gibt.» Fest hinter dem Projekt stehen in Europa nach Angaben von Teilnehmern die Banken aus Frankreich, Belgien sowie die spanische Grossbank Santander. Auch aus dem Handel gab es zuletzt zustimmende Äusserungen.
«An uns wird dieses wichtige Projekt nicht scheitern», bekräftigte der DSGV. «Wenn sich allerdings andere notwendige Mitwirkende nicht zur Beteiligung entschliessen können, werden die Sparkassen ihren Kundinnen und Kunden andere innovative Angebote unterbreiten.»