Ex-Nissan-Chef Ghosn will sich nicht zu Details seiner Flucht äussern
Zehn Tage nach seiner spektakulären Flucht aus Japan ist der ehemalige Nissan-Chef Carlos Ghosn am Mittwoch vor die Presse getreten.

Das Wichtigste in Kürze
- 65-Jähriger will «seinen Namen reinwaschen».
Einzelheiten zu seiner heimlichen Ausreise wollte der 65-Jährige aber nicht preisgeben. Er wolle vor allem seine Ehre wiederherstellen: «Ich bin hier, um meinen Namen reinzuwaschen», sagte Ghosn vor rund 150 Journalisten in der libanesischen Hauptstadt.
Der Ex-Automanager, zuletzt Chef des Verwaltungsrates von Nissan, war im November 2018 in Japan festgenommen worden. Die Staatsanwaltschaft wirft ihm unter anderem vor, Firmenkapital zweckentfremdet und private Verluste auf Nissan übertragen zu haben.
Ghosn selbst sprach stets von einer Verschwörung bei Nissan, um ihn loszuwerden. Grund sei, dass er Nissan noch näher an den französischen Autobauer Renault heranführen wollte. Auch am Mittwoch sagte Ghosn, die Anschuldigungen gegen ihn seien «unbegründet» und ein «abgekartetes Spiel» zwischen Nissan und der Staatsanwaltschaft.
Der Ex-Manager sprach nach einleitenden Worten auf Arabisch und Französisch auf Englisch, begleitet von ausholenden Gesten. Er sei als «Geisel» in Japan genommen worden, und «aus der Familie» gerissen, kritisierte Ghosn. Der 65-Jährige hatte zunächst vier Monate im Gefängnis gesessen, danach war er auf Kaution und unter harten Auflagen frei gelassen worden. So war es Ghosn im November erstmals seit acht Monaten erlaubt worden, mit seiner Frau Carole zu sprechen - allerdings nur für eine Stunde und per Videokonferenz.
Seine Anwälte hätten ihm gesagt, es könne bis zu fünf Jahre bis zu seinem Prozess dauern, sagte Ghosn weiter. Er sei nicht vor der Justiz geflohen, «sondern ich bin der Ungerechtigkeit und der Verfolgung entkommen».
Ghosn setzte sich am Sonntag über Istanbul nach Beirut ab. Details der Flucht sind bislang vor allem aus Medienberichten bekannt. Demnach flog er - zunächst in einer Kiste versteckt - per Privatjet nach Istanbul und von dort weiter in den Libanon. Er sei bereit, dort «lange zu bleiben», sagte der 65-Jährige. Er besitzt die libanesische, französische und brasilianische Staatsbürgerschaft.
Schon vor der Pressekonferenz hatte Ghosn erklärt, er allein habe die Flucht organisiert. Seine Frau Carole hatte beteuert, sie sei nicht eingeweiht gewesen.
Japan erliess einen internationalen Haftbefehl gegen Ghosn und seine Frau. Die libanesische Regierung liess aber bereits wissen, Ghosn sei legal eingereist, ein Auslieferungsabkommen mit Japan gebe es nicht. Auch die französische Regierung hat bereits erklärt, sie werde Ghosn nicht ausliefern, sollte er nach Frankreich reisen. Dort führte der ehemalige Manager lange Jahre den Autobauer Renault.
Ghosn sagte, sowohl Nissan als auch Renault hätten seit seiner Verhaftung «dutzende Millionen Dollar pro Tag» verloren. Der Börsenwert von Nissan sei um mehr als zehn Milliarden Dollar gesunken, «für Renault ist es nicht besser, weil der Börsenwert um mehr als fünf Milliarden Euro abgenommen hat».