Experten einig: Professional Bachelor Lösung gegen Personalmangel
Die Politik hat die Einführung eines professional Bachelors/Master abgelehnt. Unter Bildungsexperten sorgt dieser Entscheid jedoch für grossen Unmut.
Das Wichtigste in Kürze
- Die Einführung eines professional Bachelors/Masters ist vorerst auf Eis gelegt.
- Bildungsexperten sehen darin allerdings einen grossen Mehrwert für die Berufswelt.
- Der Titel führe nicht nur zu bessern Chancen, sondern helfe auch gegen den Personalmangel.
Das europäische Bildungssystem ist kompliziert, keine Frage. Mit der Einführung des Bologna-Systems vor gut 20 Jahren sollte deshalb zumindest eine Vereinheitlichung von Studiengängen und -abschlüssen erfolgen.
Bedeutet: Wer an einer europäischen Universität oder Fachhochschule eine Studium abschliesst, erhält entweder einen Bachelor oder einen Master. Für höhere Fachschulen haben viele Länder den sogenannten «Professional Bachelor» beziehungsweise «Professional Master» eingeführt – nicht jedoch die Schweiz.
Hierzulande erhalten Berufsleute lediglich Auszeichnungen wie diplomierte Pflegefachfrau HF oder diplomierter Hotelier-Gastronom HF. Ausdrücke, die sich gerade für eine Stelle im Ausland sehr nachteilig erweisen können.
Der Berner SP-Nationalrat Matthias Aebischer forderte deshalb, dass auch in der Schweiz ein Professional Bachelor beziehungsweise Master vergeben werden. Doch seine Motion wurde letzte Woche abgelehnt. Insbesondere, weil Universitäten und Fachhochschulen vehementen Widerstand leisteten.
«Dass solche Bildungsinstitutionen gegen den Titel lobbyieren, verweist darauf, dass sie befürchten, dass mit dem Professional Bachelor/Master die Attraktivität der eigenen Titel abgewertet würde, und sie dadurch womöglich Studierende an die höhere Berufsbildung verlieren würden», erklärt Regula Leemann, Bildungssoziologin an der Pädagogischen Fachhochschule Nordwestschweiz.
Leemann selbst sieht die Einführung eines Professional Bachelor/Master jedoch als ein Zeichen der Wertigkeit: «Der Titel führt nicht nur zur besseren Anerkennung bei ausländischen Firmen, sondern könnte auch die jungen Erwachsenen motivieren, häufiger einen solchen akademisch geprägten Titel zu erlangen.»
Dies wiederum könnte die Abschlussquoten in der höheren Berufsbildung stärken, und damit einen Beitrag gegen den Fachkräftemangel leisten.
Gymnasiallehrer: «Die Schweiz ist keine Insel»
Dem schliesst sich auch der Zuger Gymnasiallehrer Andreas Pfister an. Er betont gleichzeitigt aber auch, dass die Einführung eines Professional Bachelor/Master ein Zeichen des Respekts sei.
«Respekt vor Personen, die oft mit grossem Engagement, berufsbegleitend und häufig auch neben der Familie und Kinderbetreuung in ihre Bildung investiert haben», so Pfister. «Sie werden Vorarbeiter, sie führen Teams, sie werden Direktorin.»
Einen grossen Vorteil sehen Leemann und Pfister auch in der Standardisierung und Akzeptanz der Abschlüsse in einem internationalen Umfeld. «Wir bilden nicht nur Leute aus für die Schweiz, mit ihren Abschlüssen sollen sie auch im Ausland eine Chance haben», betont Pfister. «Die Schweiz ist keine Insel.»