EZB-Direktor sieht Argumente für Zinssenkung
Die Europäische Zentralbank könnte die Leitzinsen erneut senken, trotz bereits historisch niedriger Werte.

Wenige Wochen vor dem nächsten Zinsentscheid der EZB mehren sich die Stimmen für noch niedrigere Leitzinsen.
Schlüsselfaktoren wie der Rückgang der Energiepreise und die Aufwertung des Euro stärkten die Argumente zugunsten weiterer Zinssenkungen, sagte Piero Cipollone, Mitglied im Direktorium der Europäischen Zentralbank (EZB), in einem Interview mit der spanischen Zeitung «Expansion».
Die aktuellen Bedingungen machten eine weitere Lockerung der Geldpolitik denkbar, sagte er. «Tatsächlich werden wir den uns vorliegenden Daten zufolge unser Inflationsziel wahrscheinlich früher erreichen als unsere jüngsten Prognosen vermuten lassen.»
Cipollone erwartet zudem im Falle weiterer US-Zölle Abwärtsdruck auf die Preise in Europa. Sollten die USA Zölle auf europäische Exporte erheben, würde das die wirtschaftliche Nachfrage dämpfen und den Abwärtstrend bei der Inflation stärken.
Zukunftsaussichten: Handelskonflikte und ihre Auswirkungen
Zudem könnte China wegen US-Zöllen Waren auf den europäischen Markt umleiten, was die Preise dort unten Druck setzen würde.
Auch Griechenlands Notenbankchef Yannis Stournaras hat zuletzt Argumente für weitere Zinssenkungen der EZB bei ihrem nächsten Entscheid am 17. April vorgebracht. EZB-Direktoriumsmitglied Isabel Schnabel hatte dagegen eine Diskussion über ein Ende der Serie von Zinssenkungen angeregt.
Die EZB hat die Leitzinsen seit Juni 2024 angesichts einer nachlassenden Inflation sechsmal gesenkt. Der für Banken und Sparer relevante Einlagensatz liegt aktuell bei 2,50 Prozent. Die Notenbank, die eine Inflationsrate von zwei Prozent im Euroraum anstrebt, erwartet für 2025 eine Rate von 2,3 Prozent.
EZB-Präsidentin Christine Lagarde hatte zuletzt auf zahlreiche Risiken und Unsicherheiten hingewiesen. So bereitet ihr ein drohender Handelskonflikt zwischen der EU und den USA Sorgen.
Ein US-Zollsatz von 25 Prozent auf Importe aus Europa würde das Wirtschaftswachstum in der Eurozone 2025 um 0,3 Prozent drücken, sagte sie jüngst vor dem EU-Parlament in Brüssel. Gegenzölle der EU würden den Effekt auf rund 0,5 Prozent steigen lassen.