EZB-Direktorin will Ankäufe von Firmenanleihen «grüner» ausrichten
Die EZB könnte aus Sicht von Notenbank-Direktorin Isabel Schnabel künftig bei ihren Firmenanleihenkäufen stärker klimafreundliche Unternehmen berücksichtigen. Einfach Klimasünder von den Käufen auszuschliessen habe dagegen den Nachteil, dass damit Firmen in emissionsintensiven Sektoren Anreize genommen würden, ihren CO2-Ausstoss zu verringern, sagte Schnabel am Montag auf einer Konferenz.
Das Wichtigste in Kürze
- Stattdessen könnten Strategien geprüft werden, «die auch Emittenten bevorzugen, die einen klaren Weg und eine Verpflichtung haben, ihre Treibhausgas-Emissionen zu reduzieren».
Die Europäische Zentralbank (EZB) erwirbt zwar im Rahmen ihrer grossangelegten Firmenanleihenkäufe auch «grüne» Bonds. Doch sie richtet die Käufe momentan nach dem Prinzip der Marktneutralität aus. Das bedeutet, dass sie keine bestimmte Gruppe von Wertpapieren gegenüber einer anderen favorisiert. Sie bildet schlicht den Markt ab. Schnabel sieht dieses Prinzip kritisch, denn am Anleihemarkt sind klimaschädliche Firmen wegen ihres hohen Kapitalbedarfs stark überrepräsentiert.
Die EZB-Direktorin schlägt daher vor, diese Prinzip künftig zu ersetzen. Aus Sicht von EZB-Präsidentin Christine Lagarde soll die Geldpolitik künftig eine deutlich aktivere Rolle im Kampf gegen die Folgen des Klimawandels einnehmen. Das Thema spielt auch bei der laufenden Strategieüberprüfung der Notenbank eine wichtige Rolle.
Unlängst war Bundesbank-Präsident Jens Weidmann ein Stück weit von seiner kritischen Haltung abgerückt. So kann er sich inzwischen vorstellen, sollten Ratingagenturen Klimarisiken nicht rasch in ihren Einstufungen berücksichtigen, die Laufzeiten und die Menge von Firmenanleihen aus klimaschädlichen Wirtschaftsbereichen in den geldpolitischen Beständen zu begrenzen. Bislang hatte er solche Vorschläge abgelehnt. Das EZB-Portfolio an Firmenanleihen hat derzeit ein Volumen von 279 Milliarden Euro.