Foodwatch kritisiert Spekulation mit Agrar-Rohstoffen
Die Verbraucherorganisation Foodwatch hat angesichts der angespannten Situation auf den weltweiten Rohstoffmärkten die Spekulation mit Agrar-Rohstoffen kritisiert.
Das Wichtigste in Kürze
- Verbraucherschützer fordern wirksamere Regulierung auf europäischer Ebene.
Die Finanzwetten würden die Preisanstiege etwa bei Getreide zusätzliche befeuern, warnte die Organisation am Montag. «Spekulationsexzesse müssen daher endlich verhindert werden», forderte die Organisation. Nötig seien mehr Transparenz und eine Regulierung auf europäischer Ebene.
«Die Preise steigen, weil Unternehmen und Regierungen befürchten, nicht mehr ausreichend Weizen, Sonnenblumenöl oder andere Grundnahrungsmittel kaufen zu können», erklärte der Strategiedirektor von Foodwatch International, Matthias Wolfschmidt. Spekulanten befeuerten den durch den Ukraine-Krieg angeheizten Preisanstieg weiter, indem sie auf steigende Preise wetteten.
Den Finanzaufsichtsbehörden der EU und der USA warf die Organisation Versäumnisse vor. Die Preisanstiege an den Rohstoffbörsen in Paris und in Chicago seien auch darauf zurückzuführen, dass die Behörden «seit Jahren nicht zur Durchsetzung wirksamer Spekulations-Begrenzungsinstrumente gedrängt» worden seien. Im Gegenteil habe es 2020 sogar Deregulierungen gegeben.
«Es braucht Transparenz darüber, wer über welche Getreidereserven verfügt - nur so kann der Angst vor Knappheit begegnet werden», erklärte Wolfschmidt weiter. Die EU müsse zudem wirksamere Spekulationslimits festlegen, um die Wetten auf steigende Preise zu beenden.
Der Deutsche Bauernverband wies die Kritik von Foodwatch zurück. Eine Pauschalkritik an Agrarspekulation sei «populistisch, weil es für die Landwirte eine Risikoabsicherung ihrer Ernten ist», sagte Vize-Generalsekretär Udo Hemmerling der Tageszeitung «taz» (Dienstagausgabe). «Aktuell geht es um eine Absicherung gegen die stark gestiegenen Inputkosten für Düngemittel und Treibstoffe», fügte er hinzu.
Für Warenterminmärkte bestünden bereits seit 2018 detaillierte EU-Vorgaben für Positionslimits, um Marktbeeinflussungen grösserer Akteure auszuschliessen, sagte Hemmerling. «Eine international verlässlichere Erfassung der Getreidevorräte wäre sicherlich hilfreich, aber scheitert in der Realität vor allem an der Geheimniskrämerei und mangelnden Kooperation Chinas», ergänzte er.