Vor rund 90 Jahren baute Ford ein grosses Autowerk am Rhein. Das steht bis heute, doch die Gegenwart sieht düster aus – auch wegen hausgemachter Fehler.
Martin Hennig, Betriebsratsvorsitzender von Ford.
Martin Hennig, Betriebsratsvorsitzender von Ford, steht in einer Produktionshalle für den Ford Fiesta bei Ford. - dpa

Das Wichtigste in Kürze

  • Ford plant eine grosse Sanierung des Europageschäfts.
  • Jetzt übt der Betriebsrat harsche Kritik am Management.
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Nach Bekanntgabe von Sanierungsplänen bei Ford Europa mit seiner Zentrale in Köln (D) hat der Betriebsrat das Management scharf kritisiert. Die Firma habe aktuelle Entwicklungen verschlafen und auch wegen einer schlechten internen Struktur zu spät Entscheidungen getroffen, sagte der Betriebsratschef des Ford-Europaablegers, Martin Hennig. «Es werden viel zu viele Berichte geschrieben oder Meetings abgehalten, die gar nicht nötig sind.» Das koste Arbeitszeit und sei ein Bremsklotz für die Firma. Die Arbeitsstruktur im Management müsse schlanker und effizienter werden, sagte Hennig. «Viele Köche verderben den Brei.»

Ford steht vor grossem Umbau

Die US-Tochter ist unter Druck, 2018 wurde ein Verlust eingefahren. Unlängst verkündete das Ford-Management einen harten Umbau seines Europageschäfts, «eine beträchtliche Anzahl» der Arbeitsstellen soll abgebaut werden – wie viele genau, soll nach Gesprächen mit dem Betriebsrat im Sommer bekanntgegeben werden.

Hennig betonte, dass der Umbau generell wichtig sei. Wir müssen uns anders aufstellen für die aktuelle Situation.» Er betonte aber auch, dass Personalkosten nur 12 Prozent der Herstellkosten eines Ford-Autos ausmachten. «Wichtiger ist es, dass man an die 88 Prozent ran geht.»

So seien die Einkaufskosten von Ford Europa zu hoch. Es sei nicht nachvollziehbar, dass die US-Mutter bessere Konditionen von globalen Zulieferern bekomme als die europäische Tochter. «Ford baut in den USA den Sportwagen Mustang mit mehr Technik und einem grösseren Motor viel günstiger als wir in Europa den Mondeo fertigen – und erzielt damit noch eine höhere Gewinnmarge», sagte Hennig. Das sei unfair gegenüber der europäischen Tochter.

Verkauf von Ford Europa unwahrscheinlich

Generell zeigt sich der 59-jährige vorsichtig optimistisch zur Zukunft der Europatochter von Ford. «Wir haben die Chance, jetzt in Europa ein gesundes Geschäft aufzubauen.» Er ist zuversichtlich, dass besagte Investitionsversprechen kommen werden.

Was, wenn nicht? Der US-Rivale General Motors (GM) verkaufte seine angeschlagene Europatochter Opel 2017 an den französischen Konzern PSA (Peugeot). Könnte auch Ford Europa verkauft werden? Das sei schon deshalb ausgeschlossen, meint Hennig, weil man ja – im Gegensatz zu Opel – keine Marke verkaufen könne.

Zudem werde die US-Mutter sicher nicht – wie im Falle von GM und Opel – finanzielle Altlasten übernehmen und Pensionen von Mitarbeitern weiter zahlen. «Es gibt nur zwei Möglichkeiten: Entweder wir schaffen die Wende und werden profitabel, oder wir werden sukzessive dichtgemacht.» Die Belegschaft werde alles unternehmen, um die Firma voranzubringen - nun müsse auch das Management liefern.

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