Frachtpreise aus China schiessen in die Höhe
Die Lieferkapazitäten aus China geraten unter Druck. Die Folge: steigende Frachtpreise. Eine Verteuerung im Detailhandel soll es vorerst aber nicht geben.
Das Wichtigste in Kürze
- Die Frachtpreise aus China sind in den letzten Wochen massiv gestiegen.
- Grund dafür sind ausgelastete Schiffskapazitäten und Lagerauffüllungen.
- Die Preise im Detailhandel sollen vorerst aber nicht auch steigen.
China ist auf dem Weg, die grösste Volkswirtschaft der Welt zu werden. Der soeben abgeschlossene Freihandelsvertrag mit anderen südostasiatischen Staaten dürfte diese Entwicklung weiter beschleunigen.
Diese Entwicklung zeigt sich auch in der Schweiz. 2019 kamen rund 7 Prozent der Einfuhren direkt aus China. Die Zahl hat sich innert weniger Jahren verdoppelt.
Doch wer im Moment Ware aus Asien importiert, muss tiefer in die Taschen greifen. «Für meine letzte Lieferung musste ich 50 Prozent mehr Frachtkosten zahlen», sagt ein kleiner Schweizer Kleider-Importeur zu Nau.ch. Er werde diesen Aufschlag den Kunden weitergeben müssen.
Steigender Druck auf Seefracht-Kapazität
Die Entwicklung bestätigt Spedlogswiss, der Verband schweizerischer Speditions- und Logistikunternehmen. Direktor Thomas Schwarzenbach erklärt: «Die Preise haben in den letzten drei, vier Wochen massiv angezogen, das war eine extrem kurze Zeitspanne.»
Schwarzenbach sieht dafür primär zwei Gründe: Einerseits sind die Schiffskapazitäten gut ausgelastet. Andererseits würden aktuell viele europäische Importeure ihre Lager auffüllen. «Das gibt noch mehr Druck auf die eh schon eher knappen Seefracht-Kapazitäten und lässt die Frachtraten steigen.»
Schweizer Detailhandel fürchtet keine Preiserhöhungen
Gerade Unterhaltungselektronik stammt häufig aus Fernost. Steigen also mit den Frachtkosten auch die Preise für die Endkunden?
Digitec-Sprecher Rico Schüpbach erklärt, dass diese Kosten mehrheitlich von den Lieferanten übernommen würden. «Demzufolge müsste sich das für uns auf höhere Einkaufspreise auswirken. Bis jetzt haben wir jedoch keine signifikanten Änderungen wahrgenommen im Einkauf.»
Gleich sieht es bei der Konkurrenz aus. «Unsere Frachtpartner tragen das Risiko, dadurch sind wir weniger abhängig von Tagespreisen und dadurch sind bei uns kurzfristig keine Preiserhöhungen zu erwarten», erklärt Brack-Sprecher Daniel Rei.
Langfristig könne er sich aber durchaus Veränderungen bei den Preisen vorstellen. «Aufgrund der Corona-bedingten, weltweit hohen Nachfrage für Produkte aus Asien und reduzierter Frachtkapazitäten im chinesischen Inland kann es zu Schwierigkeiten kommen, Ware in genügenden Stückzahlen nach Europa zu verschiffen», so Rei. Dies könne im Frühjahr 2021 zu Lieferverzögerungen und zu erhöhten Preisen bei so importierten Waren führen.
Auch die beiden grössten Detailhändler der Schweiz – Coop und Migros – gehen aktuell noch von keiner Preiserhöhung aus.