Gastrosuisse organisiert Teilausbildungen gegen Fachkräftemangel
Mit zweitägigen Crash-Kursen will der Branchenverband Gastrosuisse den Quereinstieg erleichtern und so gegen den Mangel an Arbeitskräften ankämpfen.
Das Wichtigste in Kürze
- Seit der Pandemie beklagt sich die Gastronomie über einen Mangel an Serviceangestellte.
- Nun sollen Temporär-Arbeiter und Quereinsteiger mit Weiterbildungen aushelfen können.
- Gastrosuisse bietet ihnen für 500 Franken ein zweitägiges Seminar – inklusive Zertifikat.
Schon im Mai führte Gastrosuisse auf seinem Fünf-Punkt-Plan zur Bewältigung eines starken Fachkräftemangels «Nachqualifizierung» auf. Es ist der erste Schritt, der vom Verband nun umgesetzt wird.
Die Teilausbildung von Quereinsteigern ist schon in vollem Gange. Über zwei Tage können diese eine Art Crash-Kurs in den Räumlichkeiten der Hotelfachschule Zürich, die Gastrosuisse gehört, besuchen. Ihnen wird Wein- und Bankett-Service sowie die korrekte Körpersprache und Formulierungen beigebracht: Am Schluss stehen die Service-Angestellten mit einem Zertifikat da.
Die Zielgruppen für das Seminar sind laut Gastrosuisse «Personen, die temporär, aushilfsweise oder in Teilzeit im Restaurant-Service arbeiten». Oder auch jene, die zwar Vollzeit arbeiten, aber noch keine Ausbildung haben.
Wie Gastrosuisse-Sprecher Patrik Hasler-Olbrych auf Anfrage sagt, seien die bisher rund 50 Teilnehmenden in ziemlich allen Aspekten unterschiedlich: «Die Gruppen sind, wie unsere Branche, multikulturell, sehr heterogen im Alter und alle besitzen einen individuellen Werdegang.» Gleich viel Männer wie Frauen seien an den Kursen interessiert.
Temporär wird dauerhaft beliebt
Angefangen hat das Projekt dank Coople, einer Personalvermittlungsplattform. Viele Arbeitnehmende, die Coople vermittelt, helfen in der Gastrobranche aus – aktuell rund 10'000, wie das Unternehmen mitteilt. Eine grosse Mehrheit aller Nutzerinnen und Nutzer der Plattform (95 Prozent) habe Interesse an Weiterbildungen. Weil im Gastrobereich der Personalmangel am akutesten sei, habe Coople dort anpacken wollen.
Wie gut die Ausbildung von temporär und Teilzeit-Arbeitenden zur Branche passt, zeigen Statistiken: Gemäss Gastrosuisse arbeiten 40 Prozent aller Beschäftigten in der Gastronomie Teilzeit. Und 70 Prozent aller Service-Angestellten arbeiten temporär, wobei der Wunsch nach temporärer Anstellung immer grösser werde, so Hasler-Olbrych.
Diesem Wunsch müssen die Restaurants, Cafés und Bars nachkommen, wenn sie überleben wollen. Trotzdem beinhaltet die Strategie von Gastrosuisse auch, Arbeitnehmende an die Unternehmen zu binden, «damit das Humankapital erhalten bleibt». Und hier müssten die Chefs sensibilisiert werden. «Denn die Ansprüche und Erwartungen der jungen Generationen haben sich gewandelt», sagt Hasler-Olbrych.
Das Abschlusszertifikat des Crash-Kurses soll gemäss Coople die Anstellungschancen steigern. In einer Umfrage der Personalvermittlungsplattform war der Haupttreiber für den Besuch von Weiterbildung allerdings die Erwartung nach mehr Lohn. In dieser Hinsicht dämpft Sprecherin Jenny Petrini die Hoffnungen: «Ich denke nicht, dass man nach diesem Kurs wirklich viel mehr Lohn fordern kann.»