Gastwirt: «Hundertmal lieber Zertifikatspflicht als Lockdown»
Am Mittwoch soll allem Anschein nach die Zertifikatspflicht ausgeweitet werden. Gastrosuisse lehnt das mit Vehemenz ab, andere in der Branche nehmen es in Kauf.
Das Wichtigste in Kürze
- Die Zertifikatspflicht in Restaurants könnte demnächst eingeführt werden.
- Der Dachverband Gastrosuisse lehnt eine solche Ausweitung ganz klar ab.
- Andere Gastronomen sehen nebst einem Lockdown keine andere Lösungen.
Gastrosuisse gehört zu den lautesten Massnahmen-Kritikern in der Schweiz. Entscheide des Bundesrats, die das Coronavirus betreffen, werden selten gelobt. Jüngst sorgte das Covid-Zertifikat im Verband für Aufregung.
Eine Zertifikatspflicht in Restaurants und Cafés lehnt Gastrosuisse ab: Sie bedeute laut Präsident Casimir Platzer «eine Verringerung des Gästepotenzials um bis zu 45 Prozent». So befürchten die Mitglieder von Gastrosuisse erneut grosse Umsatzeinbussen.
Es sind aber nicht alle Gastrounternehmen dieser Meinung. Michel Gygax betreibt in Bern mehrere Restaurants und ist Co-Präsident des Gewerbevereins. Für ihn wäre die Ausweitung des Covid-Zertifikats «wahrscheinlich sinnvoll».
«Ganz wichtig: Keine Lockdowns mehr»
Im Gespräch unterstreicht Gygax die Notwendigkeit einer Planungssicherheit. «Ganz wichtig: Keine Lockdowns mehr», sagt er. «Hundertmal lieber eine Zertifikatspflicht als einen Lockdown.»
45 Prozent weniger Gäste, daran glaubt Gygax nicht. «Sicher werden aber ein paar nicht mehr kommen, weil sie sich nicht impfen lassen wollen», gibt er zu. Die Priorität liege jedoch bei der Aufrechterhaltung des Gesundheitswesens: «Im Moment müssen wir uns auf die Wissenschaft und die Informationen aus den Spitälern verlassen.»
In einem Punkt ist der Unternehmer mit Gastrosuisse hingegen einverstanden: Der Bund müsse der Branche einmal mehr unter den Armen greifen. «Schlussendlich muss die Vergütung stimmen. Das Gastrogewerbe hat in der Pandemie arg gelitten, es braucht weitere finanzielle Unterstützung.»
Das Hauptproblem sieht Gygax bei den Fachkräften. Er erzählt von einem Personalmangel, der schon vor der Pandemie bestand. Durch Covid habe sich die Lage verschärft: «Da sehen wir zurzeit keine Lösungen.»