Gewerkschaftsbund fordert Lohnerhöhung von 5 Prozent
Der Druck auf Schweizer Haushalte erhöht sich wegen der Teuerung in verschiedenen Bereichen stark. Der SGB fordert eine Entlastung.
Das Wichtigste in Kürze
- Der SGB fordert generelle Lohnerhöhungen von fünf Prozent.
- Arbeitgeber wollten trotz guter Konjunktur lediglich die Teuerung ausgleichen.
- Margen würden in Erhöhungen der Toplöhne, Boni und Dividenden fliessen.
Inflation, Mieten, Krankenkassenprämien: Die Haushalte mit Arbeitseinkommen stehen in der Schweiz immer stärker unter Druck. Das stellt der Schweizerische Gewerkschaftsbund (SGB) fest und fordert deshalb 2024 reale Lohnerhöhungen von fünf Prozent.
Trotz anhaltend guter Konjunktur wollten die Arbeitgeber aber lediglich die Teuerung ausgleichen. Das kritisierte der SGB am Freitag in seiner Medienkonferenz zur Lohnrunde 2024 in Bern. Die hohen Margen würden in Erhöhungen der Toplöhne, Boni und Dividenden fliessen.
Bundesrat und Parlament verweigerten jede Entlastung. Es brauche eine Wende mit realen Lohnerhöhungen und konkrete Massnahmen gegen die Explosion der Krankenkassenprämien und den Mietpreishammer.
Der SGB bereitet deshalb die Mobilisierung gegen die vierte Minus-Lohnrunde in Folge vor. Startschuss ist die Kaufkraft-Demonstration am 16. September in Bern.
Die Löhne hätten sich in den vergangenen Jahren in die falsche Richtung entwickelt, so der Dachverband für Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer. Das Management hebe seinen Lohn an, und die Beschäftigten hätten weniger in der Lohntüte.
Reallöhne sinken immer weiter
SGB-Präsident und Nationalrat Pierre-Yves Maillard (SP/VD) erklärte vor den Medien, alle zusätzlichen Kosten gingen zu Lasten der Haushalte. Währenddessen könne nicht einmal die Teuerung ausgeglichen werde.
Vier Jahre in Folge seien die Reallöhne nun gesunken – «man könnte meinen, man befinde sich in einer Wirtschaftskrise». Das sei aber nicht der Fall. Das Geld sei da, werde aber ungerechter verteilt als je zuvor, so Maillard.
Der Bundesrat versprach bei der Einführung der obligatorischen Krankenversicherung, dass niemand mehr als acht Prozent des steuerbaren Einkommens für die Prämien ausgeben muss, wie der SGB in Erinnerung rief. Die Realität zeige, dass viele das Doppelte zahlen müssten. Das werde sich mit der absehbaren Prämienexplosion noch verschärfen.
Lohnschere öffnet sich immer weiter
Die Kantone erhalten zur Erleichterung der Prämienlast pro Einwohnerin und Einwohner 300 Franken im Jahr vom Bund, rechnete der SGB vor. Doch ausschütten würden sie sogar weniger als der Bund bezahlt. Lieber würden die Kantone die Steuern für Gutsituierte und Firmen senken. Es sei Zeit, die unteren und mittleren Einkommen zu berücksichtigen, verlangte SGB-Chefökonom Daniel Lampart.
Die Lohnschere öffne sich immer weiter, sagte Lampart. Rund zehn Jahre nach der Abzocker-Initiative sei das Problem nicht gelöst. Aktionäre würden profitieren und die Zahl der Lohnmillionäre habe auf über 4000 zugenommen, früher seien es eine handvoll gewesen.
Leidtragende seien Menschen mit tiefen und mittleren Löhnen und Familien. Eine vierköpfige Familie müsse nächstes Jahr mit eine Reallohnverlust von rund 3000 Franken rechnen – ein Novum in der Schweiz. «Es braucht eine Wende in der Lohn- und Einkommenspolitik, das Geld ist vorhanden», so Lampart.
SGB-Vizepräsidentin Vania Alleva kritisierte die Lohnschere ebenfalls. Zudem erleide die Mehrheit der Beschäftigten Kaufkraftverluste, denn Arbeitgeber sabotierten Lohnverhandlungen immer häufiger, so könne es nicht weitergehen.
Alleva verwies auf die Lage im Detailhandel. Dort müsse eine Verkäuferin auch nach Jahren im Beruf mit einem Monatslohn von 4000 Franken auskommen. Dabei gehe es der Branche gut. Die Preiserhöhungen habe sie auf die Konsumenten abgewälzt und die Produktivität sei gestiegen.
Lebenskosten steigen
Die Sorge wegen der steigenden Lebenskosten nehme zu und ziehe sich durch alle Branchen, Betriebe und Einkommensstufen, bilanzierte SGB-Generalsekretärin Natascha Wey. Die Arbeitgeber müssten das ernst nehmen und sich bewegen.
Der SGB fordert generelle Lohnerhöhungen im Rahmen von fünf Prozent. Beschäftigte mit abgeschlossener Berufslehre sollten mindestens 5000 Franken im Monat verdienen. In den Gesamt- und anderen Arbeitsverträgen müsse der Teuerungsausgleich wieder selbstverständlich sein. Geld hätten die Unternehmen genug, damit alle Arbeitnehmenden mit ihrem Einkommen über die Runden kommen können – ohne sich Sorgen machen zu müssen.