Goldman, Citi und Co.: US-Banken schwächeln im ersten Quartal
Die Auswirkungen des Ukraine-Kriegs und die steigende Inflation gehen auch an den US-Banken nicht spurlos vorbei. Diese schreiben im ersten Quartal rote Zahlen.
Das Wichtigste in Kürze
- US-Banken wie Goldman und Citi ziehen eine schlechte Bilanz des ersten Quartals 2022.
- Ukraine-Krieg, Inflationsangst und Börsenabschwung setzten den Banken deutlich zu.
- Vor allem die Citi musste Verluste einstecken. Sie ist in Russland stets stark präsent.
Ukraine-Krieg, Inflationssorgen, Börsenabschwung: Für die erfolgsverwöhnten US-Banken gestaltete sich der Auftakt des neuen Geschäftsjahres schwierig. Die Branchengrössen Goldman Sachs, Citigroup, Morgan Stanley und Wells Fargo mussten im ersten Quartal deutliche Gewinnrückgänge verkraften. Angesichts hoher geopolitischer und wirtschaftlicher Risiken sieht auch der Ausblick verhalten aus.
Die US-Investmentbank Goldman Sachs hat ihren Rekordgewinn von Anfang 2021 zum Beginn dieses Jahres nicht wiederholen können. Unterm Strich entfiel auf die Aktionäre im jüngsten Quartal ein Überschuss von 3,8 Milliarden Dollar (3,5 Mrd Euro). Das sind 43 Prozent weniger als im Vorjahr, wie das Geldhaus am Donnerstag in New York mitteilte.
Ukraine-Krieg schwächt den Finanzmarkt
Angesichts der wachsenden wirtschaftlichen Unsicherheiten legte Goldman Sachs 561 Millionen Dollar für drohende Kreditausfälle zurück. Der von Russland geführte Krieg in der Ukraine schwächt den Markt zusätzlich. Ein Jahr zuvor hatte sie solche Rückstellungen noch aufgelöst. Unterdessen sanken die Erträge der Bank im vergangenen Quartal im Jahresvergleich um mehr als ein Viertel auf 12,9 Milliarden Dollar.
Goldmans US-Rivale Morgan Stanley verdiente ebenfalls weniger, schlug sich aber deutlich besser. Hier sank der Quartalsgewinn gegenüber dem Vorjahreswert um rund elf Prozent auf 3,5 Milliarden Dollar (3,2 Mrd Euro).
Die Erträge fielen um sechs Prozent auf 14,8 Milliarden Dollar. Trotzdem übertrafen die Ergebnisse die Erwartungen. Vor allem das Handelsgeschäft entwickelte sich besser als angenommen.
Aktienhandel wegen Ukraine-Krieg und Inflationssorgen verhalten
Dafür schwächelte das klassische Investmentbanking, zu dem Börsengänge, Fusionen und Übernahmen zählen, an denen Banken als Berater durch Gebühren verdienen. Nach dem Boom zum Jahresende herrschte hier angesichts der Marktturbulenzen wegen des Ukraine-Kriegs und Inflationsrisiken zuletzt grosse Zurückhaltung.
Auch die Citigroup ist mit deutlich weniger Gewinn ins Geschäftsjahr gestartet. Im ersten Quartal fiel der Überschuss um 46 Prozent auf 4,3 Milliarden Dollar (4,0 Mrd Euro). Dabei gingen die gesamten Erlöse lediglich um zwei Prozent auf 19,2 Milliarden Dollar zurück. Besonders das Handelsgeschäft mit Wertpapieren wie Aktien und Anleihen zeigte sich während des Börsenabschwungs relativ stabil.
US-Bank Citi verfügt stets über eine starke Geschäftspräsenz in Russland
Citi musste jedoch bilanzielle Belastungen in Höhe von fast zwei Milliarden Dollar wegen des Ukraine-Kriegs verkraften. Im Gegensatz zu den meisten anderen grossen US-Banken hat das Geldhaus noch immer eine starke Geschäftspräsenz in Russland. Das entwickelte sich durch den Krieg und den Sanktionen zum Problem. Bankchefin Jane Frazer warnte im Quartalsbericht zudem vor zunehmenden geopolitischen und wirtschaftlichen Risiken.
Citis Konkurrent Wells Fargo verdiente im ersten Quartal knapp 3,7 Milliarden Dollar (3,4 Mrd Euro). Das ist fast eine Milliarde weniger als ein Jahr zuvor. Die Erträge der Bank gingen um fünf Prozent auf 17,6 Milliarden Dollar zurück.
Am Vortag hatte das grösste US-Geldhaus JPMorgan Chase die Bilanzsaison bereits mit schwachen Zahlen eröffnet. Hohe Belastungen durch den Ukraine-Konflikt liessen den Nettogewinn um 42 Prozent absacken.
