Hallenstadion & Co. zittern vor weiteren Auflagen

Laura Del Favero
Laura Del Favero

Bern,

Im Kanton Bern sind Grossanlässe über 1000 Personen verboten – weitere Kantone prüfen diesen Schritt. Die Kulturbranche ist wieder im Ausnahmezustand.

Grossanlässe
Im Kanton Bern gilt in Bars und Clubs eine Besucherzahl von maximal 100 Personen, bei Grossanlässen eine von maximal 1'000 Personen. - Pixabay

Das Wichtigste in Kürze

  • Der Bundesrat hat Verschärfungen der Corona-Massnahmen verabschiedet.
  • Der Kanton Bern verbietet neu sogar wieder Grossanlässe ab 1000 Personen.
  • Die Event-Branche ist genervt und hofft auf rasche Besserung.

Über Wochen blieben die Fallzahlen stabil. Nun aber schnellen sie in die Höhe. Allein am Freitag meldete das BAG über 3000 Neuinfektionen. Damit liegen die Zahlen weitaus höher als im Frühling.

Der Bundesrat ist besorgt. In seiner Krisensitzung vom Sonntag verabschiedete er deshalb landesweit neue Massnahmen. So gilt seit Montag eine Maskenpflicht in allen öffentlich zugänglichen Innenräumen, ein Versammlungsverbot bei über 15 Personen sowie eine Homeoffice-Empfehlung.

Alain Berset Simonetta Sommaruga
Bundesrat Alain Berset (l.) und Bundespräsidentin Simonetta Sommaruga während der ausserordentlichen Medienkonferenz zu den Corona Massnahmen. - keystone

Kanton Bern verbietet Grossanlässe über 1000 Personen

Grossveranstaltungen hingegen sind nach wie vor erlaubt. Anders allerdings im Kanton Bern. Am Freitag setzte er die Besuchergrenze für Bars und Clubs bei 100 Personen fest. Am Sonntag folgte dann sogar das Verbot für Grossanlässe mit über 1000 Personen.

Besonders betroffen zeigen sich die beiden Berner Sportclubs YB und SCB. Man habe kein Verständnis dafür und man nehme diesen Entscheid mit grossem Befremden zur Kenntnis, hiess es etwa beim SCB.

SCB
Der SCB will so schnell wie möglich mehr als 1'000 Zuschauer begrüssen können. - twitter/@scb_news

Auch die Berner Event-Branche trifft der Entscheid hart. So musste das Bierhübeli gleich am Samstag ein bereits verschobenes Konzert erneut absagen. Wie es künftig weitergeht, ist noch unklar. «Wir werden am Dienstag entscheiden, wie es im Oktober weitergehen wird», heisst es auf der Website.

Auch im Frühjahr musste Konzert-Theater Bern zahlreiche Veranstaltungen absagen. Die neuste Vorschrift des Kantons tangiert die Institution allerdings nicht. Der Grund: «Wir haben beim Saisonstart im August entschieden, die 1000er-Grenze nicht zu überschreiten, weshalb uns das erneute Verbot von Grossanlässen nicht betrifft», heisst es auf Anfrage.

Weitere Kantone prüfen Verbot von Grossanlässen

Lange dürfte es beim «Alleingang» der Berner aber nicht bleiben. Schon diese Woche könnten weitere Kantone ein Verbot aussprechen. In Basel-Stadt etwa ist eine Einschränkung von Grossanlässen ein akutes Thema.

Basel Tattoo
In der Basler Kaserne finden jedes Jahr zahlreiche Events statt. Eines der grössten ist «Basel Tattoo». - Keystone

Für die Kaserne Basel ist dabei die Obergrenze entscheidend. «Die meisten Veranstaltungen der Kaserne Basel gelten nicht als Grossanlass – da die Kapazitäten unter der 1000 Grenze liegen», erklärt Sprecherin Nicole Konstantinou.

Anders sieht es beim Zürcher Hallenstadion aus. Hier finden laufend Veranstaltungen mit mehr als 1000 Personen statt. Nebst Konzerten würden aktuell «auch noch die Eishockeyspiele wegfallen», erklärt Philipp Musshafen. Das würde die Wirtschaftlichkeit noch weiter negativ beeinflussen.

Das Luzerner Konzerthaus Schüür hat angesichts der neuen Massnahmen, die seit Montag gelten, per sofort die Schliessung bekannt gegeben. Ein eingermassen rentabler Schüür-Betrieb sei nicht mehr möglich. Der «sitzende Konsum» nehme der Schüür jegliche Grundlage, um die Konzerte auch nur im Ansatz quer finanzieren zu können.

Branchenverband verurteilt Berner Obergrenze

Angesichts der funktionierenden Schutzkonzepte, aber auch aus finanzieller Sicht, versteht der Branchenverband der professionellen Schweizer Konzert-, Show- und Festivalveranstalter das Vorpreschen der Berner nicht.

«Die erarbeiteten Schutzkonzepte funktionieren bis jetzt gut», erklärt Stefan Breitenmoser. «Unseres Wissens kam es bei den durchgeführten Grossveranstaltungen zu keinen negativen Vorkommnissen.» Der Entscheid sei «unverhältnismässig und ein Fehler im System».

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